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UNTERHALTUNG

Fernsehen für den Hund? Ernsthaft?

Jetzt ist er ja auch in unserem Land endlich (?) angekommen: ein eigener Sender nur für Hunde. Brauchen wir das?

Tröpfelndes Waser … krabbelnde Babies … Standbild auf ein Kuschelkörbchen … Hunde, die über grüne Wiesen laufen und ab und zu mal bellen … so sieht, den Fernsehmachern nach, das perfekte Programm für Hunde aus. Einer unserer Bobtails hat früher sichtbar gerne Tennis geguckt. Er saß vor dem Bildschirm, und mit jedem „Pock!“ das die Tennisbälle machten, ruckte sein Kopf von links nach rechts oder rechts nach links. Ich gehe allerdings bis heute nach wie vor davon aus, dass der Unterhaltungsfaktor für uns zuguckende Menschen deutlich höher war als für den Hund, der einfach nur dem bewegten gelben Punkt auf dem Bildschirm folgte.

Wenn in einem Film oder in einem Werbespot mal ein Hund bellte, dann spitzten sowohl die Bobtails als auch der Dackel durchaus die Ohren und guckten auch mal in die richtige Richtung, aber dann sahen sie auch schnell wieder weg und beschäftigten sich wieder mit dem, was sie vorher getan hatten – üblicherweise also dem Dösen auf dem Teppich mit Blick in die andere Richtung oder sogar mit geschlossenen Augen. Dem Bellenden im Fernsehen fehlte nämlich der entscheidende Faktor: der Geruch. Hunde halten recht häufig auch Plüschtier-Hunde im ersten Moment für „echt“, bis sie daran schnuppern konnten und merken, dass man ihnen eine Attrappe vorgehalten hatte. Danach verliert das Ding üblicherweise seinen Reiz, außer man darf es beim Spielen zerrupfen.

Im besten Fall sind die Bilder und Geräusche, die der Hunde-Sender macht, also angenehm oder zumindest nicht störend. Aber angesichts der Tatsache, dass unsere Hunde Nasentiere sind, für die der Geruch vor allem ein elementarer Aspekt der Orientierung ist, kann das Hundefernsehen nicht mehr als ein strategisch günstig aufgehängtes Mobile. Es ist hübsch anzusehen und stört das Auge nicht. Aber nach einer Weile gibt es dann doch wieder Spannenderes, dem man sich zuwenden kann.

Ob man seinen Hund mit Hundefernsehen berieseln möchte oder nicht, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Wer allerdings zugelassen hat, dass sein Hund im Wohnzimmer ist, während der Fernseher mit „unserem“ Programm läuft (also wohl wir alle), kann kaum behaupten, dass es den Hund schädigen würde, wenn nun „sein“ Programm läuft (außerdem ist tröpfelndes Wasser in Dauerschleife ganz sicher interessanter, unterhaltsamer und intelligenter als so manches Menschenprogramm).

Halten wir also fest: Vermutlich schadet es nicht. Allerdings wird unter anderem damit geworben, dass dieses Programm den Hund unterhalten kann, wenn man nicht zuhause und der Hund demnach alleine ist. Welcher Depp hält es für eine gute Idee, ein großes Elektrogerät eingeschaltet zu lassen, wenn der Hund alleine zuhause ist? Die meisten Menschen kämen, nicht nur wegen des Stromverbrauchs, sondern vor allem aus Sicherheitsgründen (!) nicht auf die Idee, den Fernseher anzulassen, wenn sie nicht da sind. Selbst wenn das Haus dann unbewohnt ist – wieviel unvernünftiger wäre es dann, ihn anzulassen, wenn der Hund davor sitzt?

Text: Marion Kruhm
Bilder: William Casey, sommart sombutwanitkul, Alina Bratosin, a6photo, Trudy Wilkerson – Shutterstock.com

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