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GESUNDHEIT

Hepatitis: Leberentzündung beim Hund

Dr. vet. Andrea Held erklärt, welche Gefahren unseren Hunden bei einer Leberentzündung drohen.

Die sogenannte Hepatitis contagiosa canis ist eine ansteckende Leberentzündung beim Hund. Sie wird durch das Canine Adenovirus-1 (CAV-1) ausgelöst. Heutzutage kommt sie glücklicherweise nur noch sehr selten als akut verlaufende und plötzlich auftretende Leberentzündung vor. Sie kann sehr unterschiedlich verlaufen, von einer kurz auftretenden, beschwerdefreien Entzündung bis hin zu starken Problemen wie der Verursachung einer chronischen Hepatitis bis hin zum Tod. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung unauffällig, und die Hunde entwickeln schnell Antikörper, die sie ihr ganzes Leben lang vor einer erneuten Infektion schützen.

Hunde stecken sich über Kot, Urin und andere Körpersekrete wie z.B. dem Speichel von anderen infizierten Hunden an. Selbst nach bis zu einem Jahr nach einer überstandenen Hepatitis kann das Virus noch über den Urin des erkrankten Hundes ausgeschieden werden. Er bleibt somit sehr lange höchst ansteckend gegenüber anderen Hunden. Auf den Menschen ist dieses Virus glücklicherweise nicht übertragbar. Typische Symptome, die bei einer akuten Leberentzündung auftreten, sind Fieber, Erbrechen, Durchfall und in besonders schlimmen Fällen auch Gelbsucht. Die Gelbsucht erkennt man, wie der Name schon darauf hinweist, an der Gelbfärbung der Schleimhäute, Häute und oft auch der Lederhaut im Auge. Wenn der Hund nicht in der Lage ist, ausreichend Antikörper gegen das Canine Adenovirus-1 zu bilden, verweilen die Viren häufig in den Nieren und in der Leber und lösen dann eine chronisch verlaufende Leberentzündung aus. Eine eindeutige Diagnose zu treffen, ist häufig nicht sicher möglich. Es wir symptomatisch therapiert. Das heißt, dass der Tierarzt versucht, die Symptome zu lindern. Bei einer akut verlaufenden Hepatitis treten die Beschwerden in der Regel innerhalb von ca. 2-5 Tagen nach Ansteckung auf. Neben den bereits erwähnten möglichen Symptomen erscheinen die Hunde häufig auch matt und teilnahmslos. Die Leber und auch die Milz erscheinen im Ultraschall vergrößert, und es kann teilweise zu Wassereinlagerungen (Ödemen) im Bereich des Kopfes, Halses und auch im unteren Brustbereich kommen. Sogar Blutungen der Haut und Schleimhäute sind in sehr schlimmen (aber auch äußerst seltenen Fällen) möglich.

Bei einer etwas milder verlaufenden Leberentzündung treten mitunter auch Bauchschmerzen oder auch Augenentzündungen auf. Manchmal entwickeln Hunde Wassereinlagerungen in den Hornhäuten der Augen. Man bezeichnet dies als Cornea-Ödem. Die Augen erscheinen trüb und bläulich-grau verfärbt. In der Regel bildet sich solch ein Hornhautödem nach einer überstandenen CAV-1 Infektion nach ca. 1-2 Wochen wieder zurück. Besonders junge, ungeimpfte Hunde erkranken in der Regel besonders heftig und können innerhalb kürzester Zeit akut versterben. Ihr Immunsystem ist noch nicht stark genug, und häufig treten bei ihnen anfänglich keine weiteren Symptome außer Blutungen auf, sodass man oftmals fälschlicherweise von einer Vergiftung ausgeht. Wenn der Hund nicht in der Lage ist genügend Antikörper zu bilden, um das Canine Adenovirus-1 zu besiegen, dann verläuft die Hepatitis oft chronisch. Das heißt, dass die Beschwerden über einen langen Zeitraum andauern können. Es kann zu einer anhaltenden Leberentzündung kommen. Durch die stetig bestehende Leberentzündung kann es zu einer Vernarbung (Leberfibrose und Leberzirrhose) kommen. Teile der Leber verlieren hierdurch ihre eigentliche Aufgabe, da sie nicht mehr vernünftig arbeiten können. Für den gesamten Körper bedeutet dies, dass die Leber in ihrer Aufgabe eingeschränkt ist. Der Körper wird schlechter entgiftet und der Hund entwickelt zunächst eine Gelbsucht und kann unter Umständen auch eine sogenannte Bauchwassersucht (Aszites) entwickeln.

Für den Tierarzt ist es relativ schwierig, eine eindeutige Diagnose zu stellen. Im Blut lassen sich schon zwei Tage nach Ansteckungen Veränderungen im Blutbild feststellen. Die Leberwerte (vor allem die Leberenzyme) zeigen sich stark erhöht. Die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen sind oft erniedrigt. Man spricht von einer Leukopenie und Thrombozytopenie). Bei einer Erniedrigung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ist die Immunabwehr geschädigt. Je größer der Verlust, desto schwerer ist es für den Körper, gegen die Infektion zu arbeiten. Sind die Blutplättchen (Thrombozyten) erniedrigt, funktioniert die Blutgerinnung nicht mehr vernünftig. Dies erklärt, warum es zu Blutungen kommen kann.

Jedoch können auch andere Erkrankungen ein ähnliches Blutbild verursachen. Aus diesem Grund kann allein aus dem Blutbild leider keine eindeutige Diagnose gestellt werden. Jedoch ist sie hilfreich, um eine Idee zu haben, um was es sich bei der Erkrankung handeln könnte. Denn die typischen Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Abgeschlagenheit, etc. sind Symptome, die auch in anderen Fällen auftreten können. Nachweisen kann man das Canine Adenovirus-1 im Nasensekret, aber auch durch einen gezielten Blut- und/oder Urintest durch ein Speziallabor. Man kann Antikörper gegen CAV-1 nachweisen. Jedoch findet man auch Antikörper im Blut von Hunden, die bereits eine Infektion mit CAV-1 überstanden haben oder bei geimpften Hunden. Aus diesem Grund ist auch der Antikörpernachweis allein nicht geeignet für die Feststellung der Erkrankung. Durch eine Leberbiopsie, bei der der Tierarzt kleine Gewebeproben entnimmt, kann ein Pathologe auf Grund der Struktur der Bioptate sicher sagen, dass es sich um eine Leberentzündung handelt.

Die Prognose hängt für einen an CAV-1 erkrankten Hund stark davon ab, wie schwer der Verlauf der Infektion ist. Eine Infektion mit akut auftretenden Symptomen überleben ca. 50%  der erkrankten Hunde. Schwere Infektionen verlaufen fast immer tödlich. Aus diesem Grund ist die beste Schutzmaßnahme die Vorbeugung. Man kann und sollte seinen Hund gegen die  Hepatitis contagiosa canis impfen. Die gängige 5-fach Impfung beinhaltet auch einen Schutz gegen diese schlimme Infektionserkrankung. Eine geimpfte Mutterhündin gibt einen Teil ihrer Antikörper an die noch ungeborenen Welpen weiter. In den ersten Tagen nach der Geburt werden die Welpen zusätzlich durch die Biestmilch (Kolostrum) geschützt, die reich an Antikörpern ist. Jedoch ist der Schutz nur vorübergehend und eine frühe Impfung daher äußerst ratsam.

Tierärztin Dr. vet. Andrea Held berät zu gesundheitlichen Themen rund um unsere Fellnasen. Weitere Informationen zu ihr und den Kursen ihrer Hundeschule (in Oberhausen und Umgebung) findet man auf ihrer Homepage unter: www.dogitive.com

TEXT: DR. VET. ANDREA HELD
Bilder: Kamira, Mumemories, Nicholas Floyd, Cookie Studio, Theera Disayarat, Bignai, TheFarAwayKingdom, Sticker, O_Lypa, Jakkapong Jansasithorn, Evdoha_spb, MVolodymyr, Natali_Mis – shutterstock.com

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