Niemandem habe ich in meiner Kindheit so viele Geheimnisse anvertraut wie dem alten Mischlingshund unserer Familie.
Hennes, so hieß unser Hund, war ein Mischmasch aus Schäferhund, Labrador und vermutlich zwölf weiteren Rassen, und ich glaube, dass ich behaupten kann, dass er einen nicht unerheblichen Anteil an meiner Erziehung hatte.
Hennes hat mich gelehrt, Grenzen zu respektieren und achtsam zu sein. Er hat mir aber auch beigebracht, was man alles Tolles in Büschen und Laubhaufen finden kann. Bei meinen Versuchen, ihm alles nach zu machen, hab ich mir die Kniee aufgeschlagen und die Ellenbogen geratscht, aber ich bin stärker und mutiger geworden und habe gelernt, dass Blumen tatsächlich toll duften und dass Hundehaufen vom Duft her wohl doch eher nur was für Hunde sind.
Wir waren unzertrennlich. Das Wichtigste für mich war aber, dass ich ihm alles anvertrauen konnte. Ich habe auf meinem Lieblingsbaumstamm gesessen und er vor mir und während ich ihm flüsternd meine kindlichen Geheimnisse erzählte und so manches mal auch meiner Wut über die „doofen Erwachsenen“ Luft machte, sah er mich einfach nur aufmerksam an. Ich spüre bis heute, wie toll das Gefühl war, zu wissen, dass ich seine Aufmerksamkeit habe und dass er immer für mich da war. Hennes lebt schon lange nicht mehr. Heute habe ich einen eigenen Hund. Er ist ebenfalls eine undefinierbare Promenadenmischung, und gerade eben musste ich schlucken, als ich aus dem Fenster in den Garten sah. Ganz hinten am Ende, saß meine kleine Tochter mit baumelnden Beinen auf „meinem“ Baumstamm und flüsterte unserem Hund etwas ins Ohr. Und natürlich hat unsere Fellnase ihr ganz aufmerksam dabei zugehört …
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