Es gab viele Tätowierer, die kamen und gingen. In den vergangenen Jahrzehnten tauchten Dutzende Tätowierer und Szene-Größen auf, deren Namen mit Sicherheit in diese Ruhmeshalle gehören. Doch es gibt nur einen »Ersten« nämlich Christian Warlich. Noch heute gilt Christian als der König und Gentleman unter den Tätowierern; mit seiner Art und seinem Fachwissen hat er etliche Generationen nach ihm tief geprägt.
Christian Warlich war der erste berufliche Tätowierer Deutschlands. Darüber hinaus arbeitete er auch als erster in Deutschland mit einer elektrischen Tätowiermaschine. 1890 geboren, fuhr das Hamburger Urgestein mehrere Jahre zur See, wo er die ersten und mitunter wichtigsten Schritte in seiner Tätowiererlaufbahn unternahm. Auf etllichen seiner Kameraden verewigte sich Christian in einem Stil, den wir heute Oldschool nennen. Klare Linien und minimalistische Darstellungen waren zur damaligen Zeit das Maß aller Dinge. Bereits 1919 eröffnete in der Kieler Straße auf St. Pauli eine kleinere Kneipe mit einem extra abgeteilten Bereich, dem sogenannten »Atelier moderner Tätowierungen«. Von den Kunden mitgebrachte Plakate und Bilder dienten Christian anfangs als Inspirationsquelle, doch schnell entwickelte er seine ganz eigenen Tattoo-Vorlagen und die Freunde dieser für Deutschland recht neuen Hautkunst kamen in Scharen in die Hansestadt. Vor allem aber waren es natürlich die vielen Seeleute, die sich bei Christian Warlich die Türklinke in die Hand gaben und seinen Namen, zusammen mit seiner Hautkunst, hinaus in die Welt trugen.
Prinzen und andere Prominente gehörten zu seinen Kunden
Als Gentleman-Tätowierer galt er, weil Christian stets gut gekleidet, mit Anzug und Fliege, tätowierte. Er legte ohnehin immer großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres und so scheint es auch nicht verwunderlich, warum er nie Hände oder Gesichter der Kunden tätowierte. Egal wo auf dem Körper – Christian platzierte außergewöhnliche Tätowierungen, doch im Alltag sichtbare Stellen waren für ihn tabu. Dabei setzte er sich sein Leben lang für die Anerkennung der Tätowierungen als Kunst ein. Seine hervorragenden Kontakte in alle Welt, vor allem aber Amerika, verschafften Christian eine Zeitlang das Monopol auf den Erwerb und Weiterverkauf von elektrischen Tätowiermaschinen. Diese wurden dann meist an ihm wohlgesonnene Kollegen weitergereicht, aber auch an Klinik-Abteilungen, die das Überdecken von OP-Narben zum Ziel hatten. Christian Warlich stand oft Ärzten mit Rat und Tat zur Seite.
Am 27.Febr.1964 verstarb Christian Warlich plötzlich und unerwartet an einem Gehirntumor, in seinem Tattoo-Atelier, während der Arbeit, die er so sehr liebte. In seiner über vier Jahrzehnte andauernden Berufslaufbahn tätowierte Christian mehr als 50.000 Kunden, darunter auch viele Prominente. Sogar die Prinzen Axel und Vigo aus dem dänischen Königshaus, zählten zu seinen zufriedenen Kunden. Heute gilt Christian Warlich als der Urvater der deutschen Tätowierer, als Wegbereiter und Galionsfigur. Seine lebenslangen Bemühungen um die Tätowierkunst machen Christian zum würdigen ersten Mitglied unserer Hall of Fame.
Ein Großteil des Nachlasses von Christian Warlich befindet sich im Besitz von Tätowierer und Tätowiermaschinen-Bauer Gunter und dessen Museum in Elmshorn.Infos hierzu unter: Blickfang Tattoo, Mühlenstrasse 37, 25335 Elmshorn, Tel: 04121-269090