Horiyoshi III gilt weltweit als der Spezialist für klassische japanische Tätowierungen. Dem Altmeister wird dabei so viel Respekt entgegengebracht wie sonst kaum einem anderen Tattoo-Künstler. Dies liegt daran, dass Horiyoshi III sein Leben lang für das Tätowieren geworben hat und als einer der ersten japanischen Künstler einen intensiven Erfahrungs- und Wissensaustausch mit westlichen Tätowierern anstrebte und förderte.
1985 begann er das erste Mal mit einer »normalen« elektrischen Tätowiermaschine zu arbeiten. Seitdem ist er einer der wenigen japanischen Großmeister, der sowohl im neuen westlichen, als auch im klassischen Tebori-Stil tätowiert.Es ist diese unverfälschte Ehrlichkeit, die Horiyoshi III in den Augen vieler zu einem ganz besonderen Menschen macht. Zeit seines Lebens strebte er nach Perfektion, auch wenn er sie nicht immer erreichen konnte. Aber im Gegensatz zu anderen, gestand er sich stets seine Fehler ein. »Ein wahrer Meister kennt seine Fehler und versucht, sie zu korrigieren. Ich hörte von einem Schwertschmied, der im Sterben lag und seinem Lehrling befahl, alle Schwerter zu finden und zu zerstören, die er als junger Mann gefertigt hatte. Ich wünschte, ich könnte das Gleiche mit einigen meiner frühen Tätowierungen machen.«
Für Horiyoshi III ist jedes Lebewesen schön, doch den Menschen findet er selbst am allerschönsten. »Die Wesen und Tiere, die ich zeichne, werden erst auf Jemandes Haut lebendig. Ich zeichne nie, um dies irgendwann einmal als Kunst auszustellen, sondern vielmehr zum Spaß und um dem Kunden neue Designs zu zeigen. Erst auf dem Körper erwacht das Motiv zum Leben, atmet zusammen mit seinem Träger. Beide bleiben bis ans Lebensende zusammen. Tattoos sind eine schöne, aber ernsthafte Angelegenheit.«
Als einer der ersten japanischen Tätowierer erlaubte Horiyoshi III der westlichen Welt den Zugriff auf seine Kunst, sei es durch Bücher oder Fotopublikationen in unzähligen Tattoo-Magazinen. »Es ist irgendwie lustig wie Schönheit versteckt wird. Wir Japaner platzieren die schönsten Designs und Motive auf die Innenseite unserer Kleidung. So kann man sie zwar ein wenig hervorblitzen sehen, aber niemand kann sie anstarren. Ähnlich ist es mit Tattoos. Viele wollen ihre Tattoos nicht jedem offenbaren. Für sie sind Tattoos etwas sehr Privates.«
Heute gilt Horiyoshi III als berühmtester Vertreter der japanischen Tätowierkunst und genießt weltweit ein hohes Ansehen. Doch es waren auch seine Schüler, die dieses Ansehen vergrößerten und seine Popularität verbreiteten. Horiyoshi III bildete einige wenige junge Talente aus und reichte all sein Wissen an sie weiter. Einer davon ist der Deutsche Alex Reinke (www.holyfoxtattoos.de), der in Plettenberg sein Studio Holy Fox betreibt. Horiyoshi III ist ein außergewöhnlicher Tätowierer und Mensch, der den westlichen Ländern die japanische Tätowierkunst näher gebracht hat wie kein anderer. Dabei ist er aber seiner Kultur und seinen Traditionen immer treugeblieben. »Ryu, der Drache, ist sehr geheimnisvoll. Er existiert nicht, aber es fühlt sich an, als ob er existieren sollte!« Der Zuspruch, den japanische Tattoos in den vergangenen zehn Jahren erfahren hat, ist nicht zuletzt auch ein großer Verdienst von Horiyoshi III. Daher gebührt ihm allergrößter Respekt und ein Platz in unserer Hall of Fame.