Während Hollywood die Wikinger meist als dunkles, plünderndes und brandschatzendes Vagabunden-Volk darstellt, hat uns die Geschichte gelehrt, dass diese Seefahrer-Kultur in Wirklichkeit ein wenig anders war. An den Küsten des Nord- und Ostseeraumes betrieben die Wikinger Viehzucht und Ackerbau, einen blühenden Handel und eine große Kultur.
Die Ära der Wikinger war kurz aber gewaltig. Ihren Einfluss auf Kultur, Architektur und Kunst spüren wir noch bis heute. Vor allem die nautischen Kenntnisse der Nordmänner waren überaus beeindruckend. Während die Wikinger bereits die Meere eroberten und mit ihren schnellen Drachenbooten sogar bis an die Küste Amerikas gelangten, steckte die Seefahrt in der restlichen Welt noch in den Kinderschuhen. Im Gegensatz zu dem bisherigen Glauben, dass Wikinger stets in kleinen Gruppen auf ungeordnete blutige Raubzüge gingen, weiss man heute, dass die nordischen Männer sehr wohl grosse Meister in Taktik und Strategie waren.
So eroberten z.B. dänische Wikinger mit Hilfe einer gigantischen Armee im achten Jahrhundert einen Grossteil von England und Schottland und im Jahre 885 belagerte eine nordische Streitmacht sogar Paris. Im Europa des Mittelalters fürchtete man die Wikinger vor allem wegen ihres Mutes, ihrer Tapferkeit, ihrer Todesverachtung und ihrer unbändigen Willensstärke und Kraft. Genau diese Charaktereigenschaften machen den Wikinger heute zu einem so beliebten Tattoo-Motiv. Vor allem in nordeuropäischen Ländern, in denen viele Fragmente der germanischen Kultur in die heutige Gesellschaft übergegangen sind, werden die Wikinger und deren Drachenboote noch oft auf der Haut verewigt.
Die alten Wikinger waren nicht unbedingt bekannt für ihre Friedfertigkeit
In der Tattoo-Szene finden wir heute meist Wikinger-Portraits, die uns an Mut, Tapferkeit und Stärke erinnern. Immer häufiger wird dabei auch die alte Schrift der Wikinger als Tattoo verwendet. Die am häufigsten von den Wikingern verwendeten Symbole waren nämlich die Runen, eine damals weit verbreitete minimalistische Schriftart. Forscher fanden weit mehr als 6.000 verschiedene Runenschriften, alle aus dem skandinavischen Raum und der alten Wikingerzeit. Die älteste bekannte Runenschrift stammt jedoch nicht aus Norwegen oder Schweden, sondern aus dem deutschen Bundesland Schleswig Holstein und wird auf ca. 150 n. Chr. datiert.
Mit dem Ende der Wikinger-Ära im 11. Jahrhundert, verschwand auch die Runenschrift Stückchen für Stückchen. Doch während sich im Südwesten Europas die lateinische Schrift ausbreitete und im Osten die kyrillischen Buchstaben ins Leben gerufen wurden, hielten die nordischen Länder noch bis weit in das 15. Jahrhundert an den Schriften fest. In der schwedischen Landschaft Dalarna wurden Runenschriften noch als lebendige Schrift, als wichtige Tradition bis in das 19. Jahrhundert gelehrt und von Generation an Generation weiter gegeben.
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Mit den alten Wikingern verbinden wir viele weitere Tattoo-Motive. Schilde, und Schwerter, Drachen und Drachenboote. Eines der am weitesten verbreitete Motiv ist wahrscheinlich die Wikinger-Axt. Diese Waffe wird leider sehr oft falsch dargestellt. Sie gleicht nicht etwa der zweischneidigen großen Streitaxt, wie wir sie vielleicht aus alten Conan der Barbar Filmen kennen, sondern ist lediglich einseitig geschliffen und wesentlich kleiner und leichter.
Die Runen und Bildmotive der alten Wikinger eignen sich vor allem für die Liebhaber von Mythologien, alten Sagen und fast vergessenen historischen Kulturen.