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RATGEBER

Cybermobbing im Tattoo Internet

Foto: asiandelight, shutterstock.com

Im World-Wide-Web ist nicht alles nur Friede-Freude-Eierkuchen. Immer wieder werden Tattoo-Fans Opfer von beleidigenden Social Media Kommentaren. Diejenigen unter uns, die regelmäßig auch die verschiedenen Anbieter der Sozialen Medien nutzen kennen es, haben es lesend verfolgt, oder sind selbst schon einmal Opfer solcher Anfeindungen geworden. Die Rede ist von Cybermobbing. Dabei hat sich in der nahen Vergangenheit ein komplett neuer Begriff geprägt: Tattoo-AGNORANZ

AGNORANZ ist die Symbiose aus Ignoranz und Arroganz. Die Ignoranz zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person etwas nicht wissen will, oder nicht beachtet. Wenn jemand zum Beispiel die tiefe emotionale Bedeutung eines Tattoos missachtet und nur seine eigenen Qualitätskriterien in den Vordergrund stellt.
Unter Arroganz versteht man das Verhalten von Personen, die ihren eigenen Wert, ihren Rang oder ihre Fähigkeiten unrealistisch hoch einschätzen. Dies trifft zu, bei Internet-Usern, die sich selbst nur allzugerne als Tattoo-Polizei im Web aufspielen, meist aber selbst nur sehr wenig Ahnung von der Materie haben. So wird man zum Beispiel kaum seriöse Tätowierer oder Tattoo-Fans mit langjähriger Erfahrung im Web treffen, die über andere Tattoos ablästern. Mit sich selbst und ihrer Umwelt unzufriedene und nach Aufmerksamkeit bettelnde User hingegen, sind mit Kritik ganz schnell dabei und finden selbst bei dem perfektesten Tattoo-Motiv noch irgendetwas Negatives („Was hat die denn für Socken an?“, „Hättest dir mal die Fußnägel richtig schneiden sollen, das sieht ja ekelig aus!“). AGNORANZ ist also die Verbindung zweier sehr schlechter Eigenschaften bei Personen, die sich selbst fälschlicherweise als den allwissenden Mittelpunkt des Universums betrachten.

Foto: klyaksun, shutterstock.com

Beispiel für Tattoo-Cybermobbing
Sabine, 28 Jahre, aus Oberhausen hat ein ganz neues Tattoo, eine kleine Endlosschleife auf der Schulter. Sie verbindet dieses Symbol mit der unendlichen Liebe zu ihrer kürzlich verstorbenen Mutter. Sie stellt das Bild in eine Facebook-Tattoo-Gruppe und wundert sich über die extrem negativen Reaktionen eines Users. Facebook-User Bernd schreibt: „Schon wieder so eine Scheiße, echt zum kotzen diese Schleifen!“
Sabine: „Ich verstehe nicht, was soll das denn jetzt?“ Bernd: „Ja, wie kann man nur mit so einem Kack-Tattoo rumlaufen?“, Facebook-User Stefan schaltet sich ein und kommentiert: „@Bernd, aber es muss ihr doch gefallen, nicht dir. Musst ja nicht gleich so grob werden.“, Bernd: „Wenn sie keine Kritik vertragen kann, soll sie so einen Mist nicht hier posten!“
Das Spielchen geht so lange weiter und wird immer agressiver und beleidigender, bis ein Gruppenmoderator einschreitet und den kompletten Beitrag löscht.

80 Prozent aller Cybermobbing Vorfälle finden auf Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram statt, der Rest davon verteilt sich auf Instant Messaging und E-Mails. In Bezug auf Tattoos folgen die Mobbing Attacken sehr oft einem wiederkehrenden Muster: Opfer stellt Tattoo-Foto ein, Täter machen sich über Motiv lustig. Manchmal führen derartige Beiträge in Web-Gruppen zu regelrechten Beleidigungs-Orgien und müssen irgendwann von entsprechenden Moderatoren gelöscht werden.

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Die Gründe für Cybermobbing
Die Gründe für dieses aggressive Verhalten im Internet sind vielfältig. Die Hauptpunkte dafür sind in der Regel: Herrschsucht, bzw. Demonstration von Macht, Angst, bzw. Suche nach Sündenböcken für eigenes Versagen, Weitergabe erlittenen Unrechts an Schwächere, fehlende Konfliktlösungsstrukturen, Neid, Ventil angestauter Aggressionen, Wunsch nach Anerkennung oder Aufmerksamkeit. Experten bringen Cyber Mobbing also meist damit in Verbindung, dass dem Täter etwas fehlt. Mit seinem aggressiven Verhalten versucht der Täter also etwas zu kompensieren.

Wie kann man sich am besten gegen Mobbing im Web schützen?
Mobbing-Täter haben definitiv keinen Spass daran, wenn Opfer nicht reagieren. Kommen also Kommentare wie: „Scheiß Tattoo! Was soll das denn bitte darstellen?“ oder Ähnliches, dann werden viel zu oft täter-ermutigende Gegenfragen gestellt: „Wieso Scheiß Tattoo? Was stimmt denn damit nicht?“ Wer also auf Beleidigungen reagiert hängt bei Cybermobbing-Tätern schon fast am Haken. Besser ist es also, wenn man auf Beleidigungen überhaupt nicht reagiert und andere Beteiligte bittet, dieses ebenfalls zu tun. Den Täter ignorieren ist daher die allerbeste Waffe gegen Angriffe im Internet.

Des weiteren bietet der sparsame Umgang mit persönlichen Informationen einen wirksamen Schutz. Damit ist auch das Veröffentlichen von Tattoo-Bildern im Internet gemeint. Jeder sollte sich bewusst sein, dass er in den öffentlichen Bereichen des Internets auf Kritik stoßen kann, egal wie unbegründet oder unfair sie auch sein mag. Wer daher Angst vor diesen Angriffen hat, der sollte seine Bilder eher mit Freunden im kleineren, privaten Kreis teilen. Wer aber solche Kommentare nicht scheut, der ist gut beraten, wenn er sich beleidigende Kommentare nicht gefallen lässt, kontert und mit kühlem Kopf gegen solche Attacken wehrt.

Hilfe von Dritten
Oft hilft es auch, wenn andere User einem Mobbing-Opfer zur Seite stehen und Hilfe anbieten. Ihr trefft in einer Tattoo-Gruppe auf solch ein Mobbing? Dann bietet dem Opfer eure Hilfe an, indem ihr euch gegen den Täter stellt. Je mehr User dies tun, desto schneller werden die Mobbing-Täter ganz, ganz still. Unrecht sollte auch im Internet benannt werden, wenn es begangen wird und Zivilcourage darf nicht nur im „Real-Life“ existieren, sondern auch bei Pixeln Bits und Bytes.

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