Farben sind in der Lage, menschliche Stimmungen zu erzeugen. Frische Farben machen in der Regel fröhlich, dunkle Farben eher traurig oder schwermütig. Das hängt unter anderem von den Eindrücken ab, die ein Mensch durch Farben erfährt und daraus Schlüsse zieht. Nehmen wir ein Beispiel aus der Natur: Im Winter findet man kein Blatt auf den Bäumen. Alles ist dunkel. Der Tag ist sehr kurz und die Sonne ist meist hinter dicken Wolken verschwunden. Alles ist düster. Menschen bekommen Depressionen, und es gibt in keiner Zeit so viele Sterbefälle wie in der dunklen Jahreszeit. Dann kommt der Frühling mit grünem Gras, mit Osterglocken, bunten Blumen und saftig grünen Blättern an den Bäumen. Der Mensch hat wieder Lebenslust und wird auch schöpferisch aktiver.
Alle Farben setzen sich aus drei Grundfarben zusammen. Kaum einer weiß es besser als Maler oder Drucker. Alle Farben die wir kennen, außer Silber und Gold, lassen sich aus den Grundfarben rot, blau und gelb zusammenmischen. Viele glauben, grün sei auch eine Grundfarbe. Weit gefehlt, denn grün ist eine Mischung aus gelb und blau.
Kinder und Farben
Sanfte und helle Farben wirken nachweislich beruhigend auf Babies. Doch interessanterweise war die Farbgebung von Säuglingskleidung früher genau umgekehrt. Mädchen trugen hellblaue Kleidung, Jungs rosa. Dies stammt von den Traditionen der Königshäuser. Rot gilt nicht nur als eine der kräftigsten, sondern vor allem auch als Königliche Farbe. Daher waren früher die meisten Mäntel und Roben der Adligen in rot gehalten. Prinzessinen und adlige Damen hingegen trugen blaue Gewänder, also die Marienfarbe. Blau war demnach früher im Wesentlichen eine weibliche Farbe und Rot galt jahrhundertelang als männliche Farbe.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Rot die vorherrschende Militärfarbe. Soldaten zogen mit prächtigen Uniformen in die Schlacht um den Gegner zu beeindrucken. Als sich im ersten Weltkrieg die Reichweite der Waffen extrem vergrößerte, war es sinnvoller unauffällig und eher getarnt aus gesicherten Stellungen zu kämpfen. Uniformen wurden grau oder dunkelgrün. Nach dem Krieg verschwand die Farbe Rot fast vollständig aus der zivilen Männermode. Man besann sich auf die Farben der Arbeiter und Matrosen. Diese trugen Blau. Ab den 20er Jahren verfestigte sich dann die Gewohnheit, dass Rosa eine Mädchenfarbe ist und Hellblau von Jungen getragen wird.
Nahezu jeder Kulturkreis auf Erden misst den Farben eine andere Bedeutung bei, wie z.B. in der westlichen Welt Trauer durch die Farbe Schwarz zum Ausdruck gebracht wird, siegelt die gleiche Farbe in asiatischen Kulturkreisen Freude und Heiterkeit wider. Dient Rot in westlicher Hemisphäre als Signalfarbe und oft im Zusammenhang mit Blut in Verbindung stehend, symbolisiert das Rot in China z.B. Medizin und Heilung. Zur Bestimmung und (Be-)Deutung von Farben – auch innerhalb einer Tätowierung – ist es daher unerlässlich den traditionellen Ursprung mit einzubeziehen. Motiv und Darstellungsweise einer Tätowierung mag der Mensch ggf. noch bewusst auswählen, für die dafür gewählten Farben ist ein anderer Faktor „zuständig“, nämlich das individuelle Unter- oder Unbewusstsein, das sich anhand der jeweiligen Persönlichkeit orientiert und danach die Farbe „auswählt“. Hinzu kommt, dass jede Art von Tätowierung auch gewissermaßen eine Selbstdarstellung des Tätowierten präsentiert: Persönlichkeit und Charakter ebenso wie familiäres und oder erinnerungswürdiges. Unabhängig von Symbolik und Farbgebung einer Tätowierung, kommt eine solche aber erst dann wirklich zur Geltung, wenn sie farblich und in ihrer Darstellung dem Original sehr nahe kommt. Eine rosafarben gestochene Spinne wird also kaum die Wirkung hervorrufen, wie beispielsweise die originalfarbene.
Rot:
Rot ist die Farbe des Lebens, des Feuers, des Mutes, der Schönheit,. Im alten Ägypten wurden die Darstellungen von Männern und Göttern rot gefärbt, der „Rote Gott der Sonne“ in der Kabbalah gilt als streng. In Russland empfindet man rot überwiegend als schön.
Die rote Nelke – das Symbol der Kühnheit. Auch die Schattierungen sind wichtig: Zinnoberrot symbolisiert die Sinnlichkeit, Magentarot Zorn und Wut, himbeerfarben das „hohe“ Gefühl der Liebe. Alle roten Schattierungen werden in Tätowierungen breit gestochen: sie können die Helligkeit der Darstellung verändern. Die Düsterheit des Sujets (die glutroten Töne) betonen die Sexualität.
Schwarz
Schwarz symbolisiert unter anderem die Sünde, die Stille, den Tod, die Leere, das Unendliche, das Geheimisvolle. Im christlichen Abendland symbolisiert Schwarz die Trauer. In Japan ist Schwarz die Farbe der Freude. In der Psychologie präsentiert sich die schwarze Farbe als Hinweis auf einen Mangel oder die Abwesenheit von etwas Wichtigem im Leben, das Gefühl des Todes, den Glauben an das Schicksal, die Religion, depressive Stimmung und schlechte Umgebung. Es wird der Ausdruck des Protestes, die Negativität, die Aggressivität. Oft wird auch Schwarz mit der Magie in Verbindung gebracht, und/oder mit der Mystik, der Einsamkeit, der starken (magischen) Energie, der Furchtlosigkeit, und reflektiert Unabhängigkeit und Freiheit. Häufig wird Schwarz aber auch „nur“ für die Kontur eines Motiv verwendet. Hierdurch kann der Tätowierer auf relativ einfache Weise, zum Beispiel mit schwarzer Schattensetzung, einer Tätowierung eine ganz andere Bedeutung verleihen.
Blau
Blau „kühlt“ und beruhigt; symbolisiert häufig Tiefe, die Welt, die Weisheit, die Stille, die Ruhe, den Idealismus, die Vernunft und die Geistigkeit. Im alten Ägypten bedeutete die Farbe Blau Wahrheit; in China Mut, Ruhe, Kraft und Macht. Blau verbindet man auch mit göttlichen Bedeutungen: der Mystizismus, die Heiligkeit, der Edelmut, die Sauberkeit, die Vollkommenheit, Beständigkeit in der Liebe, der Glaube, die Rechtspflege. Gegenstände der Götterkulte wurden von blauen Farben beherrscht, in Ägypten ebenso wie im antiken Griechenland, im alten Rom, wie im Christentum (die Kleidungen Jesu und der Gottesmutter). Die Ritter des Mittelalters betonten die Aufrichtigkeit Ihrer Liebe durch vorherrschendes Blau in ihrer Ausrüstung.
Gleichzeitig ist blau Antipode zu rot und gelb – die Symbole des Lebens und die Freuden; ist blau zu schwarz = das Symbol des Todes, der Mystik und des Übels. Deshalb wird Blau auch einen negativen Sinn zugesprochen: Dämonische Wesen und Bösewichte in China und Japan wurden meistens blau bezeichnet. Für die Muslime in Indien ist blau das Symbol der Trauer.
Ebenso schafft die blaue Farbe aber auch die Empfindung des Komforts, der Stabilität, der Befriedigung des Lebens und der Vollkommenheit. Der blaue Vogel steht symbolisch für „hoch“, des unerreichbaren Ziels sowie auch des Glückes.
Gelb
Gelb ist eine äußerst „angenehme“ Farbe und steckt doch voller Energie, wodurch sie wiederum Weisheit, Geduld, Erfahrung und Macht symbolisiert. Im alten China war sie die traditionelle Farbe der Kleidung des Kaisers; in Europa – die Farbe der Feigheit, des Verrates, der Lüge, der Eifersucht; im Christentum – die Farbe der Kleidung der Juden und der Ketzer; in der Wappenkunde – die Unbeständigkeit.
Die Farbe des Goldes, der Sonne, der Freiheit, des Feiertages, des Eigensinnes, der Toleranz, der Heiterkeit und der Unruhe zugleich. Gold bewegt die Gefühle, vermittelt Überzeugungskraft, hilft neu wahrzunehmen und zu übernehmen, trägt zur Selbstorganisation und der innerlichen Konzentration bei, fördert die Offenheit, die Geselligkeit, die Beweglichkeit. Die gelbe Farbe vereinigt sich mit der Sonne, dem Glauben, der Trauer, der Schönheit, der Veränderlichkeit, der Eifersucht, dem Sommer, der Über-Fülle, dem Schicksal.
Grün
Grün ist eine der „fröhlichsten und lebendigsten“ Farben überhaupt. Sie ist die Farbe der Natur, des Frühlings, des Glücks, der Fruchtbarkeit, der Freiheit, der Hoffnung und der Freude. Sie symbolisiert die Kontinuität, die Unsterblichkeit und die Wiedergeburt. In der Psychologie wird behauptet: grün trägt zum Leben, dem Verkehr, der Harmonie, der Erhöhung der Selbsteinschätzung bei, hilft, die Festigkeit, die Gerechtigkeit und Willenskraft zu fördern und zu zeigen. Die Farbe Grün schwächt, vereinigt mit der Natur und hilft, von Freund zu Freund näher zu sein, fördert die Schutzkräfte des Organismus und heilt bei Krankheiten des Herzens. Die Farbe Grün beruhigt und ist heilsam bei Bronchitis und Grippe. Ebenso symbolisiert sie die Selbstsucht.
Die grüne Farbe ist das Symbol des Islams; für die assoziative Verbindung mit der Natur ist sie zum Symbol der ökologischen Bewegung gewählt worden; eine Farbe, die Leute vereint. In der Schifffahrt war es früher üblich, die grüne Fahne zu heben, wenn ein Schiff in Not geriet. In der europäischen Folklore ist Grün die Farbe der Elfen.
Für welche Farbe man sich auch immer entscheidet, wichtig ist, dass man Freude an seinem Tattoo empfindet, oder im ein wichtige Bedeutung beimisst.