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Faule Ausreden mit der frischen Tätowierung?

Foto: Olly, shutterstock.com

Dass es zwischen den vielen hervorragenden und grundehrlichen Tätowierern auch Kollegen gibt, die es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmen, ist leider ebenso wahr wie traurig. Ab und zu hört oder liest man von selbsternannten Künstlern, die mit viel zu vielen Fotofiltern und unglaubwürdigen Abheilangaben versuchen, ihre Arbeiten zu pushen. Zurück bleiben oftmals verunsicherte Kunden und verärgerte Kollegen. Immer wieder kommen dabei die frischen, unter speziellen Lichtbedingungen fotografierten Tattoos ins Visier der Kritiker, die diversen Tätowierern vorwerfen, den Tattoo-Fans im Internet ein viel zu verfälschtes Ergebnis der späteren Tätowierung zu zeigen. Sie wollen viel lieber ein abgeheiltes, ergo authentischeres Ergebnis sehen, das die Tätowierung zeigt, wie sie über einen längeren Zeitraum Bestand hat. Schon in den vergangenen Print-Ausgaben haben wir uns einem szenebekannten und oft besprochenen Streit-Thema gewidmet. Hierbei halfen uns die beiden Tattoo-Fans Niklas aus Düsseldorf und Daniel aus Wuppertal. In dieser Ausgabe streiten die beiden über das überaus kontroverse Thema „Faule Ausreden mit der frisch gestochenen Tätowierung“.

Tattoo-Spirit: Vielen Dank an euch zwei, dass ihr euch auch für das neue Streitthema Zeit genommen habt. Wie seht ihr die Problematik? Kann man eine Tattoo-Qualität auch anhand frischer Motive beurteilen, oder verfälschen diese frisch gestochenen Motive zu sehr ein späteres Ergebnis? Was meint ihr?

Niklas: Das Foto eines frischen Tattoos zeigt ganz klar nicht das spätere Ergebnis, Punkt. Im Grunde gibt es da nicht wirklich viel zu diskutieren, außer vielleicht, dass vielen Tätowierern manchmal die Möglichkeit fehlt, an ein Bild des abgeheilten Tattoos zu kommen.
Daniel: Die Qualität eines Tattoos kann man aber auch anhand des frisch gestochenen Motivs erkennen. Nehmen wir zB ein Lettering-Tattoo. Eine geschwungene Linie bleibt sowohl im frischen als auch abgeheilten Zustand eine geschwungene Linie. Eventuelle Wackler sieht man in beiden Zuständen. Folglich kann ich auch als Laie die Qualität des Tattoos selbst im frischen Zustand beurteilen.
Niklas: Man sollte aber das Motiv auch als Ganzes sehen und nicht in einzelne Linien zerlegen. Das Gesamtbild hat im frischen Zustand nix mit dem abgeheilten Bild zu tun. Das sieht man am deutlichsten bei realistischen Black & Grey Tätowierungen. Die weichen Verläufe sind im frischen Zustand viel grober und werden erst später weicher und fließender. Ein Tätowierer sollte da an das spätere Ergebnis denken und an den Kunden, nicht aber an die Anzahl der Likes auf ein Facebook-Bildchen.
Daniel: Naja, aber irgendwie will sich ein Tätowierer ja auch präsentieren. Ein Autohersteller zeigt seine Autos in der Werbung auch immer, wenn sie brandneu sind und nicht erst fünf Jahre alt.
Niklas: Korrekt, aber wenn man das auf den Tattoobereich umlegt, wäre es so, als würde man sich ein tiefschwarzes Auto kaufen und nach 10 Wochen hat man plötzlich ein dunkelgraues Auto vor der Türe. Dein Vergleich hinkt also ein wenig.

Verständlicherweise möchten Tattoo-Künstler ihre neuesten Arbeiten so schnell wie möglich zeigen. Manchmal erweisen sie damit vor allem den noch unerfahrenen Neukunden keinen großen Gefallen. (Foto: FX Quadro, shutterstock.com)

Daniel: Mag sein, trotzdem geht mir das ewige Rumgenörgel mancher Tätowierer ganz schön auf den Zeiger. Ich bin auf vielen Social-Media Seiten im Web unterwegs. Immer wieder werden Bilder eingestellt, die einfach megagut aussehen, sowohl in Qualität, Motiv, Collage, Platzierung, etc. Und dann gibt es immer die Nörgler, die an wirklich allem etwas auszusetzen haben. Selbst wenn das Tattoo perfekt ist, dann müssen sie wenigstens über die Frische des Tattoos meckern. »Warum zeigt man das nicht, wenn es fünf Jahre und drei Monate alt ist, wieso wurde das vor dem Foto mit Creme eingerieben und wieso mit einer warmweißen LED Lampe fotografiert? Heul-Jammer.« Man könnte denken, dass diese besorgten Kritiker mit ihrem Gemecker im Grunde nicht wirklich daran interessiert sind, dass zum Beispiel Laien ein Tattoo besser beurteilen können, sondern dass es ihnen eigentlich nur um das Herabsetzen des Konkurrenten geht, in der Hoffnung, den eigenen Wert zu steigern.
Niklas: Das ist aber starker Tobak. Kannst du das belegen?
Daniel: Mensch, da gibt es so viele Beispiele im Web. Die Kommentare kennst du doch auch. »Das Tattoo ist nie echt, so kann man nicht tätowieren!« Ja klar, DU kannst das nicht tätowieren! Viele denken immer noch das Internet wäre so schön anonym, selbst wenn sie als Tätowierer ihren Klarnamen angeben. Auffällig ist bei diesen Kritikern – je besser der Tätowierer, desto seltener kritisiert er seine Kollegen öffentlich. Das ist Fakt, kann man in so vielen Facebook-Gruppen live miterleben.
Niklas: Wie kommst du darauf?

Das Brust-Tattoo ist zwar noch neu, aber bereits größtenteils abgeheilt. Der IndianerSchädel auf dem Rücken ist frisch und wird leider nicht so tiefschwarz bleiben. Zudem wurde der Schädel unter viel zu dunklen und realitätsverzerrenden Lichtverhältnissen fotografiert.

Daniel: Da musst du nur mal auf das Profil des Kritikers gehen und dann, falls vorhanden, auf seine entsprechende Studioseite. Kostet dich keine Minute und zwei Klicks, schon siehst du, warum der selbsternannte »Fachmann« die Kritik-Keule rausgeholt hat. In seinem Portfolio findest du ebenfalls jede Menge frische Tattoo-Fotos, und die Qualität ist in sehr vielen Fällen nicht mit der des Kritisierten vergleichbar.
Niklas: Also das mit dem frischen Tattoo, das kenn ich ja selber. Ich hatte auch mal ‘ne Diskussion im Netz mit einem Tätowierer über ein frisches Tattoo. Er meinte, dass man das Tattoo erst beurteilen kann, wenn es abgeheilt wäre, und es schlicht scheiße sei, wenn man es im frischen Zustand zeigt; das sei unehrlich dem Kunden gegenüber. Als ich ihn dann darauf aufmerksam machte, dass er doch selbst auf seiner Webseite jede Menge frische Tattoo-Fotos hätte, meinte er, dass dies etwas völlig anderes wäre und seine Kunden den Unterschied schließlich erkennen würden.
Daniel: Genau das meine ich. Das ist ‘ne faule Ausrede und einfach nur scheinheilig. Im Grunde kenne ich keinen einzigen Tätowierer, der keine frischen Tattoos ins Netz hochlädt. Er ist stolz auf seine neue Arbeit, macht ein Foto und ab damit. Der Kunde ist vielleicht Hunderte von Kilometern angereist, und der Tätowierer sieht ihn wahrscheinlich danach nie wieder. Nur Fotos von abgeheilten Tattoos? Da werden aber manche Künstler nur noch ganz dünne Portfolios präsentieren können.
Niklas: Da bleibt im Grunde nur eine brauchbare Lösung.
Daniel: Und die wäre?
Niklas: Ein Kompromiss. Die Tätowierer, die gerne frische Tattoos zeigen, kennzeichnen diese als solche. Mit jedem billigen Smartphone kannst du deine Bilder heute beschriften. Auf einigen steht dann eben »Frisch« und auf den anderen »Abgeheilt«. Der Kunde sieht sofort, was Sache ist, und den Kritikern fehlt der Wind in den Segeln.
Daniel: Ich denke, mit so einem Kompromiss könnte man in der Tattoo-Szene gut leben.

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