In ihre Kindheit denkt Natascha aus Frankfurt nicht wirklich gerne zurück. Vom Vater gab es regelmäßig Prügel und von der Mutter weder Zuneigung, noch Liebe oder Verständnis. In der Schule hatte sie ebenfalls mehr Probleme und Katastrophen, als ihr lieb waren. Alles eskalierte, als die damalige Schülerin vor vier Jahren in der Schule sexuell missbraucht wurde. Zwar gab es Anzeigen, Anklagen und Urteile, doch in der Schule fand die ehemals gute Schülerin noch nicht einmal bei ihren Schulfreundinnen Trost, sondern nur Spott und Mobbing. Sie wechselte die Schule um von Vorn anfangen zu können, doch die Narben, die diese Jahre in ihre Seele geschnitten hatten, wollten einfach nicht heilen. Sie zog zu Hause aus, zu ihrer Tante und versuchte ihr Leben, trotz der vielen Verletzungen zu meistern.
Damals hatte ich alles durch, von Schlägen im Elternhaus, bis sexuellen Missbrauch an der Schule.
Dann, vor gut eineinhalb Jahren, machte ihr Onkel und begeisterter Tattoo-Fan sie mit der Symbolkraft des Semikolons vertraut. Er erklärte ihr: „Ein Semikolon stellt ein Autor in einen Satz, den er eigentlich beenden könnte, sich aber dafür entscheidet, das an dieser Stelle eben nicht zu tun. Du bis dieser Autor und das Semicolon-Motiv ist dein Lebensweg. Das Symbol basiert auf der Hoffnung auf Besserung, für die Liebe zum Leben. Es kann dir helfen deine Probleme und Sorgen zu bewältigen.“ Natascha war Feuer und Flamme mit der Idee zu eine Semikolon Tattoo und ihr Onkel begleitete sie zu seiner Stammtätowiererin. Als sie ihr Tattoo zum allerersten Mal auf ihrem Schlüsselbein sah, platzte sie fast vor Glück. „Ich war unglaublich stolz auf mich selbst, meinen Entschluss und ich fühlte mich auf einmal so viel stärker, als hätte ich mit dem Tattoo zusätzlich einen schützenden Panzer erhalten.“
Fotos: Artem Markin – shutterstock.com
Es folgten viele weitere Tattoos und mit jedem neuen Fleckchen Farbe wurde sie selbstbewußter und stärker. Heute sagt sie: „Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass Tattoos mein Leben derart positiv beeinflussen und verändern könnten.“ Von allen ihren kleinen und größeren Hautbildern ist das Semikolon Tattoo an ihrem Schlüsselbein bis heute immer noch ihr allerliebstes Tattoo. Wenn Natascha heute zurückdenkt, ist sie felsenfest davon überzeugt, dass ihr Weg ohne Tattoos anders verlaufen wäre, nicht nur eintönig grauer, sondern auch trostloser und trauriger.