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LEXIKON

Yakuza

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Yakuza, von offiziellen Stellen bōryokudan genannt, ist der Oberbegriff für japanische kriminelle Organisationen, deren Geschichte einige Jahrhunderte zurückreicht. Sie werden in verschiedene rivalisierende kumi (Banden) eingeteilt und die ausländische Presse bezeichnet sie manchmal auch zusammenfassend als „japanische Mafia“.

Die Bezeichnung Ya-Ku-Za ist die dialektale Aussprache der Zahlenkombination 8-9-3, welche im Kartenspiel Oicho-Kabu (wird mit dem Kartensatz Kabufuda und ähnlich dem Black Jack gespielt) als wertlos gilt. So sehen sich auch die Yakuza mit einem gewissen Stolz als die „Wertlosen“ der Gesellschaft.

Die Yakuza folgen einer strengen Hierarchie und unterschiedlichen Kodizes in Form von Hausordnungen und sind auf nahezu allen japanischen Inseln und auch im Ausland tätig. Traditionell sind sie in Thailand und Südkorea vertreten. Als bevorzugte Bastion im westlichen Ausland gelten Hawaii und auf dem US-amerikanischen Festland San Francisco. Besonders nach 1990 waren auch Yakuza-Aktivitäten in New York und Australien zu beobachten. Als Stützpunkte in Europa gelten Amsterdam und Paris.

Seit 1993 ist in Japan das sichtbare Bekenntnis zu einem kumi strafbar, was die modernen Yakuza in einigen Teilen des Landes immer mehr zur Arbeit im Untergrund zwingt. Trotzdem sind einige Gruppen und Banden unter nur sehr oberflächlichen Tarnungen immer noch mit Adressen und Telefonnummern in den Telefonbüchern Osakas und Tokios verzeichnet. Auch wenn sich in den letzten Jahren die vormals enge Beziehung zur Polizei und ihr allgemeines gesellschaftliches Ansehen verschlechtert haben, bilden die Yakuza nach wie vor eine sehr einflussreiche Gemeinschaft innerhalb der japanischen Gesellschaft und haben ihren Einfluss vor allem im Banken- und Immobiliengeschäft festigen können.

Yakuza sprechen einen eigenen Berufsjargon und sind heute zumeist als Geschäftsleute getarnt. Noch im Jahr 1990 waren ganz offiziell 86.552 Personen als Yakuza registriert, wurden aber von den Polizeibehörden nicht verfolgt. Im Januar 1993 konnte sich ein Kumi auf einer Pressekonferenz bei den Einwohnern Osakas ganz öffentlich für gewisse Unannehmlichkeiten während eines Führungskrieges entschuldigen.

Die patriarchalische Führungsfigur in einem Yakuza-Netzwerk ist der Oyabun (jap. Vater) oder Kumichō (jap. Bandenchef). Er entspricht in etwa dem „Paten“ im Mafia-Milieu. Einem Oyabun gegenüber ist sein Untergebener zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Unter Yakuza gilt ein Oyabun auch als „einer, der über den Wolken lebt“, eine Metapher, die von westlichen Experten als Synonym für Unantastbarkeit interpretiert wird. Als niederes Glied innerhalb der Hierarchie gelten die Kobun, die Söhne. Dieses Prinzip wird über viele Stufen verschachtelt. Yakuza pflegen ein aufwändiges Aufnahmeritual, bei dem traditionelle Kleidung getragen wird und der zukünftige Kobun seinem Oyabun Treue und Loyalität bis in den Tod zu schwören hat. Die Notwendigkeit drakonischer Strafen gegen Geschäfte außerhalb der Strukturen und dem damit verbundenen Nicht-Abführen der Erlöse als „Mitgliedsbeiträge“ zeigt, dass die Bindungswirkung des Senioritätsprinzips nachlässt. Innerhalb der Organisationen kommt es häufig zu Konkurrenz und Machtkämpfen einzelner Machtzentren auf gleicher Stufe um die Gunst der übergeordneten Ebene.

Im heutigen Japan herrschen drei große Yakuza-Gruppen vor: die Sumiyoshi-kai (vormals Sumiyoshi-rengo) mit maximal 6.000 Mitgliedern, die Inagawa-kai mit höchstens 5.000 Mitgliedern, beide mit Sitz in Tokio, sowie die zahlenmäßig größte Gruppierung Yamaguchi-gumi mit bis zu 20.000 Mitgliedern, die den Rest Japans kontrolliert und ihren Hauptsitz im Westen um Kobe und Osaka hat. Darüber hinaus sind 18 weitere Gruppen registriert, mit zusammen etwas unter 8.000 Mitgliedern. Insgesamt wurde die Gesamtzahl der Yakuza über rund zwei Jahrzehnte stabil auf rund 80.000 Menschen geschätzt, rund die Hälfte als jun-kōseiin die außerhalb der Organisation leben und regulären Geschäften nachgehen, aber bei Bedarf von Fall zu Fall rekrutiert werden können.[2] Die Gesetze gegen Bankgeschäfte der kriminellen Gruppen aus dem Jahr 2011 haben bereits bis 2013 erhebliche Wirkung gezeigt. Die Mitgliederzahl wird nur noch auf 63.000 geschätzt, eine der kleineren Gruppen Kyūshū Seidō-kai löste sich 2013 unter dem Druck auf.

Die Yakuza berufen sich auf eine Abstammung von den Glückspielsyndikaten der Edo-Periode (etwa 1600 bis 1868). Die damaligen Yakuza bestanden fast ausnahmslos aus Menschen von „niederer Geburt“, also Angehörigen der Stände der Bauern und Handwerker, hauptsächlich jedoch der Kaufleute. Hatte man als solcher sein Land oder Geschäft durch Glücksspiel, Naturkatastrophen oder plündernde Rōnin verloren oder kam als Flüchtling vor Unruhen oder Strafverfolgung mittellos in eine neue Stadt, blieb einem nicht viel anderes übrig, als bei der Yakuza anzufragen. Diese gab einem dann eine Unterkunft und Arbeit; nicht selten zogen allein Geborgenheit innerhalb der Familienstruktur sowie Abenteuerlust und Hoffnung auf Respekt und Anerkennung unter der ländlichen Bevölkerung auch Freiwillige in die Dienste der Yakuza. Alle Polizeikräfte dagegen kamen damals aus dem Stand der Samurai, die durch die so genannte pax Tokugawa keine kriegerische Beschäftigung mehr hatten und sich auf den Schutz der öffentlichen Sicherheit konzentrierten. So entstand oft ein spannungsgeladenes Verhältnis zwischen den beiden Parteien, und die Yakuza wurden oft von den bushi als Möchtegern-Samurai ohne Ehrung des Bushidō herablassend behandelt. Trotzdem war ein Interessenkonflikt nicht unvermeidbar, und die Radikalität der verschiedenen kumi unterschied sich von Ort zu Ort stark, so gab es auch in wenigen Fällen Kooperation zwischen den beiden Gruppierungen, wenn es um Gemeindepolitik und um Anliegen der Bürger ging. Die Yakuza leitet daraus ein Robin-Hood-Image ab.

Relevanten Einfluss auf die japanische Gesellschaft erlangte die Yakuza erst wieder in den Zeiten der Unruhe am Anfang der Shōwa-Zeit ab 1926 und bis zum Zweiten Weltkrieg, sowie insbesondere nach der japanischen Niederlage ab 1945. Zu dieser Zeit entstanden die Strukturen der modernen Yakuza. Sie organisierte den Schmuggel und Schwarzhandel und schuf extra-legale Methoden zur Durchsetzung von legalen und illegalen Ansprüchen als die staatliche Justiz und Polizei die legalen Strukturen nicht mehr aufrechterhalten konnte. Nach dem Ende der Besatzungszeit und der Anerkennung Japans als souveräner Staat 1952 im Friedensvertrag von San Francisco folgte der Wiederaufbau der Wirtschaft und der staatlichen Strukturen. Die Yakuza reagierte auf den Wandel mit dem Aufbau eigener wirtschaftlicher Aktivitäten, insbesondere im Glücksspiel und der Bauwirtschaft. Die verschiedenen Banden konkurrierten und gerieten in Konflikte, die als blutige Bandenkriege um Einflussgebiete geführt wurden. Mitte der 1960er Jahre führte die Gewalt erstmals zu Verfolgungsdruck des Staates, der wiederum die Konzentration der Macht in den bis heute vorherrschenden drei Gruppen Yamaguchi-gumi, Sumiyoshi-kai und Inagawa-kai beschleunigte.

Die Rezession der 1970er Jahre und die Blasenökonomie der 1980er nutzte die Yakuza zum Einstieg in die Finanzbranche. Schutzgelderpressung börsennotierter Aktiengesellschaften unter dem Druck langdauernder und kostspieliger Einsprüche und Klagen von Kleinaktionären gegen Rechnungsabschlüsse und Geschäftsmethoden wurden ebenso zum Mittel der organisierten Kriminalität wie die aufkommende Containerschifffahrt den Schmuggel beflügelte. Ebenfalls in die 1980er Jahre fiel ein Generationswechsel in allen großen Syndikaten, insbesondere in der Yamaguchi-gumi wurde dieser bis Ende des Jahrzehnts blutig ausgetragen und führte zu erhöhtem Druck von Polizei, Politik und Öffentlichkeit auf die Gruppen.

Bis zum Inkrafttreten des Bōryokudan-Gesetzes im März 1992 waren die verschiedenen Banden großteils in legalen Strukturen organisiert. Mit dem Gesetz wurden alle als „gewalttätig“ bezeichneten Gruppen unter Druck gesetzt. Mitgliedschaft wurde nicht illegal, aber die sichtbare Betätigung wurde mit drastischen Strafen belegt. Die Yakuza-Organisationen gingen in den Untergrund. Dies und der wirtschaftliche Abschwung Japans in den 1990er Jahren schädigte den Einfluss und die Einnahmen, worauf die Banden ihre Methoden wiederum anpassen mussten.

Seit Oktober 2011 ist jegliche finanzielle Zusammenarbeit mit Yakuza-Gruppen unzulässig, alle japanischen Banken und viele andere Unternehmen haben Ausschluss-Klauseln in ihre Geschäftsbedingungen aufgenommen. In der Folge wird es für Mitglieder zunehmend schwieriger Konten zu unterhalten oder auch eine Wohnung zu mieten. 2013 ging die japanische Finanzaufsicht gegen die Mizuho Financial Group vor, weil sie ihre Geschäftspartner nicht ausreichend überprüft und so Transaktionen für Yakuza-Mitglieder abgewickelt hat.

Die moderne Yakuza hat ihren Wirkungskreis bis hin zur Einflussnahme auf Finanzmärkte und politische Korruption ausgedehnt. Sie hat auch bereits versucht, Einfluss auf politische Wahlen zu nehmen, indem Kandidaten zunächst finanziell oder mit „Dienstleistungen“ unterstützt wurden, in der Absicht, sie nach der Wahl durch Erpressung zu kontrollieren. Daneben betreibt die Yakuza weiterhin auch „traditionelle“ Mafia-Aktivitäten wie Prostitution, Menschen- und Drogenhandel, legale und illegale Inkasso-Geschäfte, illegales Glücksspiel, Pachinko, oder Schutzgelderpressung, die beispielsweise bei vielen Restaurants verdeckt über den Wäschedienst der japanischen Erfrischungstücher, Oshibori genannt, abläuft. Relativ neu ist die Vermittlung von illegalen Arbeitskräften, insbesondere Ausländern ohne Aufenthaltserlaubnis.

Mit dem Verbot des offenen Auftretens der Yakuza milderte sich das auffallende und herausfordernde Verhalten der Yakuza-Gruppen. Die ehemaligen offiziellen Büros firmieren jetzt als Kredit- oder Arbeitskräftevermittlungen u. ä.

Selbst in Japan verschwimmen die Begriffe, die organisierte Kriminalität beschreiben. Offizielle japanische Stellen benutzen den Ausdruck Bōryokudan (gewalttätige Gruppen), jedoch gilt bei den Yakuza Gewalt als Ultima ratio. Der weitaus größte Teil der alltäglichen legalen Geschäfte wie Kreditvergabe oder Arbeitskräftevermittlung, und der illegalen wie Prostitution, Glücksspiel oder Drogenhandel läuft immer noch ohne sichtbare Gewalt ab.

Die größte Gruppierung ist weiterhin die Yamaguchi-gumi mit ca. 20.000 „Mitarbeitern“ und einem Anteil von etwa 20 % an den jährlichen Einnahmen aller Yakuza. Sie drang 2005 erstmals in den bislang den beiden anderen großen Syndikaten gehörenden Ballungsraum Tokyo vor, als sie eine lokale Organisation im Ginza-Viertel übernahm. Dies führte zu mehrjährigen Spannungen zwischen den Banden.

Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima gab es Vorwürfe, Festnahmen und Geständnisse zu groß angelegtem Betrug mit Ausgleichszahlungen für Bewohner der Sperrzone. 2015 wurde der Druck auf Yakuza erhöht. Im September spaltete sich der Arm in Kobe von der Yamaguchi-gumi ab und mehrere Mitglieder sagten gegenüber der Polizei aus. Im Zuge der Abspaltung kam es zu Tötungsdelikten und Unruhen in der Öffentlichkeit. Ende des Jahres wurde der oberste Leiter der Sumiyoshi-kai wegen Wahlbetrugs zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Auch die Gesetze über Finanztransaktionen von Gang-Mitgliedern werden schärfer angewendet, ein hochrangiger Leiter der Osaka-Yamaguchi-gumi wurde beschuldigt ein Auto gekauft zu haben und im Vertragsformular seine Gang-Mitgliedschaft nicht angegeben zu haben.[8] Der Umsatz aller Yakuza-Gruppen ist nicht bekannt, eine Schätzung der Polizeibehörden aus dem Jahr 1989 ging von 1,3 Billionen Yen aus, die Zahl galt aber schon damals als deutlich zu gering.

Die Mitgliederschaft der Yakuza besteht zu rund 60 % aus Burakumin, den Nachkommen der „Unreinen“ in der feudalen Epoche Japans. Etwa 30 % stammen aus der koreanischen Minderheit und nur 10 % gehören zur Mehrheitsbevölkerung. Die Gruppen leiden unter Nachwuchssorgen, da in der alternden Gesellschaft mit behüteten Jugendlichen kaum mehr Interesse junger Leute an den Yakuza-Strukturen und den harschen Bedingungen für Neueinsteiger auf den untersten Ebenen besteht. Der Dokumentarfilm Young Yakuza aus dem Jahr 2007 begleitet einen 20-Jährigen bei seinem Eintritt in die Yakuza. 2004 entschied der Oberste Gerichtshof, dass der damalige oberste Führer der Yamaguchi-gumi nach den allgemeinen Grundsätzen des Gewerberechts für Handlungen seiner Untergebenen haftbar gemacht werden kann. Im konkreten Fall wurde er zu einer geringen Geldbuße verurteilt. Die Folge war jedoch, dass in allen Organisationen der nach außen sichtbare Druck und die Gewalt massiv reduziert wurden, was seinerseits das Potenzial für Erpressungen minderte.

Yakuza verwenden seit hunderten von Jahren großflächige Tätowierungen als Ausdruck der Gruppenzugehörigkeit, aber auch um sich als ranghöheres Individuum zu kennzeichnen. Nicht selten gaben sich Bauern und Handwerker bei ihrem Eintritt in die Yakuza neue und kriegerisch klingende Namen wie Tiger und Kranich, neun Drachen, tobender Sturm usw., die sie dann in dieser Form auf Rücken oder Brust bildlich darstellen ließen. Zusätzlich wurden oft noch ausschweifende und künstlerische Verzierungen angebracht, nicht selten wurde alles bis auf Kopf, Hände, Füße und Genitalbereich mit Mustern versehen. Auch heute noch sind Tätowierungen in Japan direkt mit den Yakuza assoziiert, weshalb Tätowierten der Zutritt zu öffentlichen Badeanstalten meist untersagt ist. Tatsächlich aber verliert die Tätowierung bei den Yakuza an Bedeutung, seit die Organisationen verboten wurden.

Begeht ein Angehöriger der Yakuza einen Fehler, der zu einem Gesichtsverlust führt, so kann er diesen tilgen, indem er sich ein Fingerglied mit einem Tantō und einem Hammer oder einem speziellen Schwert abtrennt. In der Regel wird mit der linken Hand und mit dem ersten Glied des kleinen Fingers begonnen. Dieses Ritual, genannt Yubitsume, stammt ebenfalls noch aus der Zeit der Samurai. Mit jedem verlorenen Fingerglied lag das Schwert schlechter in der Hand – und mit dem Verlust der letzten Fingerkuppe war das Führen eines Schwertes nicht mehr möglich. Altgedienten Yakuza fehlen oft einige Fingerkuppen, die sie mit Fingerprothesen ersetzen, um in der Öffentlichkeit nicht sofort als Kriminelle erkannt zu werden.

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Yakuza aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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