Das Studio Al Tattoo von Tätowiererin Andrea gehört zu den renommiertesten Adressen. Das mittlerweile sechsköpfige Team bietet im Grunde genommen ALLES, was man auch nur in irgendeiner Weise mit Körperkunst in Verbindung bringen kann. Neben allen nur erdenklichen Tattoo-Styles gibt es hier jede Menge Kreativität, Professionalität und ganz viel Herz.
Tattoo-Spirit: Andrea – seit wann tätowierst du professionell?
Andrea: Seit 1993.
TS: Und seit wann existiert das Al Tattoo Studio?
Andrea: Seit 2002 praktiziere ich unter dem Namen „Al Tattoo“. Davor gab es mich unter dem spektakulären Namen „Tattoo Andrea“.
TS: Du hast ja, bevor du Tätowiererin wurdest, etwas „Anständiges“ gelernt :)? Was war das, und wie bist du von „sowas“ zum Tätowieren gekommen?
Andrea: Bevor ich zu tätowieren begann, habe ich zunächst mein Abitur gemacht. Da ich mich schon seit meinem vierzehnten Lebensjahr für Tätowierungen interessierte, begann ich danach zeitgleich tagsüber mit einer Ausbildung zur Goldschmiedin (um auch einen „anständigen“ Beruf vorweisen zu können, 🙂 der mir aber genausoviel Spaß macht wie das Tätowieren), und nachmittags bzw. nachts, begann ich, das Tätowierhandwerk zu erlernen. Viel geschlafen habe ich in dieser Zeit nicht wirklich. 2002 legte ich die Prüfung zur Gold und Silberschmiedemeisterin ab und gründete mein erstes größeres Tattoostudio.
TS: Das Al Tattoo ist ja schon seit Langem bekannt wie ein bunter Hund. Entsprechend wird wohl auch euer Terminplan aussehen. Findest du denn da überhaupt noch Zeit für deinen „alten“ Beruf?
Andrea: Zuhause habe ich eine komplett eingerichtete Goldschmiede Werkstatt. Ich habe mich im Laufe der Zeit auf antike Techniken wie „Mokume Gane“ und „Coritium Aes“ spezialisiert.
Leider habe ich tatsächlich kaum Zeit dieses Handwerk auszuüben. Jedoch habe ich auch Kunden, welche sich speziell von mir gefertigte Schmuckstücke wünschen. Diese möchte ich natürlich auch gerne zufriedenstellen. Wobei wir wieder bei dem Thema Nachtarbeit wären. 😉
TS: Du tätowierst viele unterschiedliche Stilrichtungen. Würdest du dich daher selbst als Allrounderin bezeichnen oder liegt dir ein spezieller Stil ganz besonders am Herzen?
Andrea: Ja, ich würde mich schon als Allrounderin bezeichnen. Ich liebe es einfach, zu tätowieren. Da jedoch viele Kunden mit einfacheren Motivwünschen nicht bereit sind, so lange auf ihren Termin zu warten, habe ich die meisten Kunden im Bereich Realistik/ Portrait/ Cover up. Momentan entdecke ich mehr und mehr „Neo Traditional“ als perfekte Verbindung zwischen Realistik und langer Haltbarkeit eines Tattoos.
TS: Wer ist in deinem Studioteam seit wann und wofür zuständig?
Andrea: Rea begleitet mich schon seit 2007 als Piercerin und als Stellvertreterin. Andi begann 2011 bei mir seine Ausbildung zum Tätowierer und ist seit 2012 fest angestellter Tätowierer. Mein Mann Daniel begleitet und unterstützt mich schon seit Anbeginn meiner Karriere. Seit 2012 arbeitet er im Betrieb vollständig mit und kümmert sich um die Betriebsführung. Seit März hinzugekommen ist Gladix, die große Erfahrung im Bereich Body Modification besitzt und unser Angebot mit Scarification, Earlobe Reconstruction, Tong Split und vielen weiteren Techniken stark erweitert und unseren Piercingbereich, besonders mit allen Arten von Intimpiercings, verstärkt. Christian ist ebenfalls seit März als Tätowierer dabei.
TS: Christian geht ja eher in die Richtung Oldschool und Neo-Traditionals, zwei Motivgruppen, die bei dir seltener zu finden sind. Ist er daher die logische Verstärkung für’s Studio gewesen, um den Kundenwünschen noch besser gerecht zu werden?
Andrea: Seitdem ich Christians Arbeiten zum ersten Mal gesehen habe, habe ich sie sehr bewundert. Als sich die Möglichkeit bot, ihn für mein Team zu gewinnen, habe ich natürlich sofort zugegriffen. Ich freue mich, unserer Kundschaft diesen Experten im Bereich Oldschool, Neo Traditional bieten zu können.
TS: Wie siehst du selbst deinen Beruf? Handwerk, Kunstwerk, irgendwo dazwischen?
Andrea: Handwerk, Kunst und Dienstleistung sind die drei Säulen, die dieser Beruf mit sich bringt. Bildlich gesehen müssen alle drei etwa gleich hoch sein, sonst leidet der Erfolg.
TS: Vor 50 Jahren ging man noch in ein Tattoostübchen irgendwo in einer dunklen Seitengasse des Hafens. Dort hing dann eine Tafel mit vielleicht 20 verschiedenen Motiven, von denen man sich was aussuchen konnte – das war’s. Heute ist das ja schon ein wenig anders. Was zeichnet einen modernen Profi aus, welche Eigenschaften sollte man für diesen anspruchsvollen Beruf mitbringen?
Andrea: Man sollte verdammt noch mal zeichnen können! Ein gutes Verständnis für Proportionen und Ästhetik gehören genauso mit dazu. Des weiteren sollte man ein gutes Einfühlungsvermögen besitzen, um Kundenwünsche optimal umsetzen zu können. Genauso wie in vielen anderen Berufen auch gehört eine ständige Fortbildung insbesondere in den Bereichen Hygiene und Arbeitstechnik dazu. Um das ganze abzurunden, gehört noch eine ordentliche Portion Ausdauer und den unbedingten Willen sich ständig zu verbessern, hinzu. Leider gibt es heute immer mehr Leute, die schon die Tattoomaschine in die Hand nehmen, noch bevor sie auch nur einen geraden Strich zu
Papier bringen können.
TS: Ebenfalls früher wurden ja von Einsteigern meist kleinere Sachen gewünscht. Doch mit den Jahren wurden diese Erst-Tattoos immer größer. Wie sieht das im Al Tattoo Studio aus?
Andrea: Das hat sich bei uns eigentlich ähnlich entwickelt. Die Erstwünsche der Kunden wurden im Laufe der Jahre immer größer. Ich denke, verantwortlich ist dafür die immer größer werdende Popularität der Tätowierungen in der Bevölkerung. Aber auch die Weiterentwicklung im Tattoohandwerk hat dazu beigetragen, dass Tätowierungen von vorne herein größer geplant und umgesetzt werden. Heutzutage weiß man einfach, dass ein Tattoo, wenn es zu klein mit zu vielen Details angelegt wird, man damit rechnen muss, dass es nach ein paar Jahren nicht mehr so gut erkennbar ist. Leider stellen wir seit einiger Zeit fest, dass sich so ein „Kleinstschrifttrend“ entwickelt. Dabei ist mir nicht so ganz klar, warum man auf den Wow-Effekt verzichtet, den eine Tätowierung in einer angemessenen Größe haben kann.
TS: Eine Zeit lang gab es die Steißtribal, dann die Sterne, jetzt haben wir La Catrina, Federn und Eulen. Gibt es in deinem Studio auch Motive, nach denen besonders oft gefragt wird?
Andrea: Das oben genannte trifft es schon ganz gut. Ansonsten: Unendlichkeitsachen, Vogelsilhouetten (ist aber schon langsam vorbei), Minischriften, Lilien, der eigene Name am Handgelenk (falls man ihn mal vergessen sollte ;))
TS: Wer euer Studio besucht mit dem Wunsch nach einem neuen Tattoo – was erwartet ihn?
Andrea: Eine helle, freundliche Atmosphäre und ein hochmotiviertes, kundenorientiertes und ebenso lustiges Team.
Al Tattoo, Löhberg 43
45468 Mülheim an der Ruhr
Tel: 0208-3757678
www.altattoo.de
andrea@altattoo.de