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STUDIO-PORTRAIT

Caesar in New York

Der amerikanische Tätowierer Caesar gehört zu den beeindruckendsten Black & Grey Spezialisten der Welt. Wir haben uns mit ihm über seine Arbeiten und über seine brandneue Farbserie unterhalten.

Tattoo-Spirit: Wie lange arbeitest du schon als professioneller Künstler?
Caesar: Ich hab in den frühen 90ern angefangen zu tätowieren, nachdem der Eiserne Vorhang 1989 gefallen war. Bis dahin hatte es keine Geschichte oder Tradition in Bezug auf Tätowierungen gegeben. Daher gab es, als ich Anfang Zwanzig mit dem Tätowieren anfing, niemanden, den ich um Hilfe bitten konnte. Das ist der Grund dafür, warum ich mir alles selber beigebracht habe. Während meiner Scratching-Zeit war Tätowieren für mich nur ein Hobby neben meinem Vollzeitjob in der Heineken Corporation. Aber was ich wirklich wollte, war tätowieren und Englisch lernen. Eines Tages hab ich realisiert, dass ich endgültig genug von der Corporate-Welt hatte und dachte mir, dass das Land der unbegrenzten Möglichkeiten vielleicht etwas Besseres für mich auf Lager hätte. Also hab ich meinen sicheren Job gekündigt und ein One-Way-Ticket in die USA gebucht. Das war 2002. Die ersten Jahre waren grauenhaft: Keinen richtigen Platz in der Welt, umziehen von Stadt zu Stadt, von Staat zu Staat alle 5-6 Monate. Aber irgendwann hab ich mich dann im Big Apple verankert. Ich hab meinen eigenen Shop in East Village von New York City Anfang 2008 eröffnet und ihn „Caesar Tattoo“ genannt. Ich denke, ab da konnte man mich dann als Professionellen bezeichnen, als ich tatsächlich angefangen habe, für meinen Lebensunterhalt zu tätowieren.
Tattoo-Spirit: Warum liebst du Black & Grey Tätowierungen so sehr?
Caesar: Das ist eine echt gute Frage. Ich denke, dass der Hauptgrund der ist, dass es in den frühen 90ern, als ich angefangen habe zu tätowieren, keine verlässlichen farbigen Tattoofarben gab. Die Farben heilten grauenhaft schlecht damals und es war nur eine Frage der Zeit bis sie verblassten und das hat mich sehr frustriert. Black & Grey Tattoos waren von diesen dramatischen Begleiterscheinungen nicht betroffen. Sie halten länger und geben uns auf Dauer gesehen eine größere visuelle Befriedigung. Obwohl die Pigmente und die Qualität der Tattoofarben deutlich besser geworden sind im Verlauf des letzten Jahrzehnts, denke ich, dass diese Theorie nach wie vor gültig ist. Obendrein fühle ich mich einfach wohler, wenn ich die Grauskala benutze, als wenn ich das Gleiche in der Farbwelt mache. Abgesehen natürlich von den roten Akzenten, die ich hier und dort verwende.
Tattoo-Spirit: Was inspiriert dich am meisten: Natur oder Fantasy? Und warum?

Caesar: Alles kann mich inspirieren. Ich mag den Gedanken, dass ich kein Klischee in meinem Repertoire habe, weil ich versuche, alles ganz einzigartig, auf den Kunden zugeschnitten und original zu machen. Einer der Tricks, den ich benutze, um auf diesem Weg zu bleiben, ist der, dass ich niemals ein Tattoo zweimal mache. Das ist der Grund dafür, dass ich – abgesehen von Black & Grey Realismus – nie lange bei einem Thema bleibe, speziell da meine Kunden üblicherweise verschiedene Interpretationen selbst von sehr populären Themen wünschen.
Tattoo-Spirit: Was denkst du, ist das Schwierigste daran, ein Tattoo-Künstler zu sein (z.B. Kreativitätsdruck oder verrückte Kunden)?
Caesar: Meiner Meinung nach ist es das Schwierigste, deine Kunst frisch zu halten und zu vermeiden, einen Schritt rückwärts zu machen oder sich selbst zu wiederholen. Die Idee zu verstehen, die ein Kunde dir zuwirft, sie mit deinem Können zu mischen, deine eigene künstlerische Vision hinzuzufügen und ein für dich typisches Kunstwerk zu erschaffen, das die Leute von nah und fern erkennen ohne fragen zu müssen. Zwischen dem Kunden und mir muss die Chemie stimmen, denn wir verbringen so viel Zeit miteinander, da ich nur großflächige Arbeiten mache. Wir verbringen viele, viele Stunden beisammen. Wenn wir nicht miteinander klar kommen, bekommt der Kunde kein Tattoo von mir. Wir lassen uns dann lieber in Ruhe.
Tattoo-Spirit: Du warst jetzt in Mönchengladbach und Frankfurt. So wie es aussieht, reist du ziemlich oft. Warum ist das so?

Caesar: Der Grund dafür ist der, dass du als Künstler irgendwann einen Punkt erreichst in deiner Karriere, an dem du deinen Shop verlassen musst und damit anfangen musst, deinen Namen einem Publikum bekannt zu machen, das über deine örtlichen Kunden hinaus geht. Dementsprechend besuche ich internationale Tattoo Conventions und gebe Seminare, um mein Wissen mit meinen Mit-Künstlern zu teilen, während ich gleichzeitig mein Gray Wash Ink Set mit dem Namen „Killer Silver™ – The se7en Deadly Shades“ bewerbe. Das Farbenset ist ein graduelles Schattierungssystem aus 6 Schwarz und einem Weiß. Ich habe es während meiner Karriere entwickelt, die jetzt seit zwanzig Jahren andauert. Ich mache etliche Conventions in der ganzen Welt, meistens die mit den großen Namen (wie London, Berlin, Philadelphia, Brüssel, Hell City, Toronto, Ink & Iron, Moskau, Paradies Tattoo Gatherin, New York) und seit kurzem gehe ich auch zu einigen in Asien (Shanghai, Hong Kong). Aber die Tattoo Ink Explosion in Mönchengladbach ist einer meiner Favoriten. Sie ist nicht so riesengroß, aber die Künstler sind von hoher Qualität, die Organisation ist exzellent und die Gastgeber, Claudia und Andy machen einen echt guten Job dabei, das alles zu koordinieren.
Tattoo-Spirit: Wie ist die Idee entstanden, deine eigene Killer Silver™ Tattoo-Farbe zu erschaffen?

Caesar: Das ist eine sehr interessante Story. Ich hab meine eigenen Gray Wash Farben schon seit den späten 90ern selber gemischt und enwickelt. Sehr früh in meiner Karriere stand ich vor einem Problem, weil der Markt keine Gray Wash Sets anbot, die es mir erlaubt hätten, auf die selbe Weise zu tätowieren, wie ich male. Deshalb hab ich angefangen zu experimentieren und mir meine eigene Farbe zu mischen. Ursprünglich gab es vier Schattierungen und später fünf davon in einer geradlinigen Abfolge. Aber sie haben meinen pingeligen Künstlergeschmack noch nicht befriedigt, also musste ich noch eine weitere Schattierung zu meinen 5 Schwarz + 1 Weiß hinzufügen, um die finale Konfiguration zu erreichen. Der Entwicklungsprozess dauerte etliche Jahre, bevor ich mich auf die finalen sieben Töne festgelegt habe. Der Prozess beinhaltete etliches an Versuch und Irrtum, wie auch viele andere Teile meines eigenen Gedankenprozesses. Ich war mit diesem Set Up zufrieden und habe es weiter benutzt. Das ist es auch, was du seit Anfang 2000 in meinem Portfolio siehst. Einer meiner Kunden, Alex Brewington, hat mich gedrängt meine eigene Rezeptur zu produzieren und als kommerzielles Produkt heraus zu bringen, so dass ich es mit meinen Künstler-Kollegen teilen und das ganze als Geschäft laufen lassen konnte. Ich hab den Vorschlag jahrelang missachtet, bis ich eines Tages realisierte, dass die Puzzleteile an den richtigen Stellen zusammenkamen. Ich hatte natürlich viele Bedingungen, wie das Überwachen der Qualität des Produktes und dass ich die Berechtigung habe, in letzter Instanz alle Sicherheitsentscheidungen für das Produkt über den Profit zu stellen – denn wenn ich sage „das geht nirgendwo hin“ dann geht es nirgendwo hin. Wenn die Produktreihe nicht gut genug ist, geht sie nicht in den Markt sondern in die Toilette. So wurde Killer Silver™ Ltd. etabliert und „The se7en Deadly Shades“ war geboren.
Tattoo-Spirit: Was war die schwierigste Herausforderung dabei, die neue Gray-Wash Serie zu erschaffen?

Caesar: Nun … irgendwie alles. Killer Siver™ Tattoofarben werden in New York, USA, hergestellt und ich bin der, der die Qualität des Produktes überwacht. Ein ehrliches und erschwingliches Produkt nach allen Regeln herzustellen und dann gegen die „Ist mir scheißegal, aber es ist billig“-Mitbewerber anzutreten, die ihre Produkte mit fragwürdiger Produkt-Sicherheit in dritte Welt Ländern wie China herstellen und dabei billige Arbeiskräfte und Zutaten verwenden … das ist schon eine Herausforderung. Der schlimmste Teil dabei ist, dass sich viele meiner Künstler-Kollegen der Zutaten die benutzt werden (gesund oder nich) überhaupt nicht bewusst sind. Die Information auf dem Etikett ist unkorrekt oder nicht einmal wahr. Früher dachte ich, wie jeder andere Tattoo-Künstler, ganz naiv, dass wenn ich es von einem professionellen Supplier bekomme, es ja wohl sicher und zertifiziert sein muss. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt als das. Die Industrie ist derzeit ziemlich unreguliert – überall in der Welt. Deutschland ist eines der striktesten Länder in Bezug auf diese Bedenken, was der Grund dafür ist, dass wir uns auch dem Europäischen Markt geöffnet haben. Ich habe darauf bestanden, die Kontrolle über die Qualität des Produktes zu haben, das meinen Namen auf dem Etikett trägt und ich wollte den Seelenfrieden haben, dass wir mit unserem Produkt garantiert niemandem über kurz oder lang irgendwelche Gesundheitsprobleme bereiten. Es war ein teurer Schritt einen EU Importeur aufzustellen und die ganzen offiziellen Firmen- und Produkt-Qualifikations- und Registrierungs-Prozesse zu durchlaufen. Aber für uns war das ein notwendiger Schritt. Wenn du eine Produkt von Grund auf erschaffst, ist das ein ganz schöner Aufstand. Du musst die richtigen Supplier für jedes kleinste Teil des Produktes finden – von den Rohmaterialien über Verpackungs- bis hin zu Marketing-Material. Alle Teile müssen kosteneffektiv sein aber gleichzeitig qualitativ hochwertig. Eine kleine Änderung kann das finale Produkt riskieren.

Die Tattoo Industrie ist ein ständig wachsender Markt. Daher wächst auch unsere Kundschaft, die Tattoo Künstler, ständig. Daher glaube ich nicht, dass der Markt irgendwelcher Halsabschneidermethoden bedarf. Es sollte genug da sein für alle. Aber natürlich ist das nur eine utopische Illusion. Große Fische versuchen kleine zu fressen und machen das auch. Als wir vor einigen Jahren die Werbekampagne für „The se7en Deadly Shades“ begannen, waren wir echt traurig, zu sehen, dass andere Mitbwerber die Idee aufgegriffen hatten (irgendwo in mir drin war das ja schmeichelhaft) und anfingen, den Markt mit ihren ähnlichen Produktlinien zu überschwemmen. Es gibt für uns keine andere Option, als einfach weiter zu machen. Wir haben keinen millionenschweren Mamis und Papis, die uns den Start der Firma mit unbegrenztem Kapital ermöglicht haben oder die uns aus der Scheiße ziehen, wenn wir Mist bauen. Diese Firmen sind hier, weil sie Geld machen wollen, um jeden Preis. Es verbindet sie absolut nichts mit der Tattoo Industrie außer dem Profit. Wir kommen nur so weit, wie wir unsere Sachen verkaufen. Keine Verkäufe … langsames Wachstum. Ich teile meine Zeit auf zwischen dem Tätowieren und meiner Arbeit bei Killer Silver™.
Tattoo-Spirit: Was sind die Unterschiede zwischen deinen Grautönen und anderen Grey-Wash Tattoofarben?
Caesar: Wir haben 7 gute Gründe, die wir dir nennen können: 1. Der erste und wichtigste Unterschied den ich hervorheben möchte, ist der, dass wir aus der Tattoo Industrie kommen und dass wir genauso versuchen ihr etwas zurück zu geben wir wir teilhaben möchten an der eigenen Selbstrevolution der Industrie. Unsere „Gesunder Menschenverstand über Profit“-Mentalität ist es, die die Industrie selbst reguliert.

Ich war im April 2015 auf dem ECTP panel (European Congress on Tattoo and Pigment Research) in Brügge, Belgien, um Killer Silver™ zu repräsentieren, als die Europäische Legislatur sich mit dem medizinischen Feld und den Repräsentanten der Tattoo Industrie getroffen hat, um neue Resolutionen für den Markt zu erlassen. Einer der Vorträger, Mario Barth, hatte eine großartige Zeile während des Panels: „10% der getesteten Tattoofarben sind bei den Sicherheitskontrollen durchgefallen, aber 90% haben sie bestanden! Das ist ein ziemlich guter Schnitt für einen unregulierten Markt.“ Was er sagen wollte war, dass die Ideologie des freien Marktes die Hersteller dazu anregt, ganz von selber Tag für Tag sicherere und bessere Produkte herzustellen – ohne Regulierungen oder Zwänge von außen, um ihre Marktposition zu halten. Wenn du beschissene Produkte produzierst kaufen die Künstler sie nicht und du gehst irgendwann pleite. Diese Marotte, billige, unsichere Produkte zu produzieren, haben vor allem die Typen, die keine Erfahrungen mit der Tattoo-Industrie haben (sie haben auch keine Erfahrung mit Haut, Farbe oder dem Prozess des Tätowierens und sie haben auch keine Tätowierstudios geleitet oder selber irgendwelche Tattoos). Sie haben, wie Dagobert Duck nur den Gewinn im Auge. 2. Das Zweitwichtigste ist, dass ich „the se7en Deadly Shades“ selber entwickelt habe im Verlauf meiner Karriere und dieses private Wissen wurde dann mit der Industrie geteilt – nicht anders herum, wie es sonst von Firmen gemacht wird, die erst ein Farbprodukt entwickeln und dann den Namen eines bekannten Tätowierers suchen, um das Produkt gut vermarkten zu können.
Es macht mich ganz ehrlich traurig, dass es da draußen andere Tattoo-Farb-Hersteller gibt, die kein moralisches oder ethisches Gewissen haben, oder Standards um ihre eigenen Qualitätsprodukte zu enwickeln. Sie stehlen stattdessen schamlos die von anderen, aber so ist das Geschäft nun einmal. 3. Wir sind zertifiziert und für den EU Markt registriert. Das heißt, dass unsere Zutaten die strengsten Deutschen Richtlinien befolgen und nachweislich keine kurz- oder langfristigen Gesundheitsprobleme bewirken. Zusätzlich: sie enthalten keine krebserregenden Stoffe und alle unsere Zutaten erfüllen den Sicherheitslevel für Lebensmittel.

Tattoo-Spirit: Wo kann ein Künstler deine Farben kaufen – „the se7en Deadly Shades“?
Caesar: Wir haben zwei Verkaufskanäle für unsere Produkte. Der erste ist der direkt über unsere Webseite. www.killersilver.com für Kunden aus den USA, www.killersilver.de and www.killersilver.co.uk für Kunden aus der EU und Russland. Und als zweites haben wir den Händler-Kanal. Wir können stolz verkünden, dass Tattoosafe unser Vertrieb in Deutschland ist. Wir suchen immer noch nach verlässlichen Händlern um die Nachfrage aus der ganzen Welt zu befriedigen. Wenn ihr jemanden im Sinn habt – immer her damit.
Tattoo-Spirit: Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Caesar: Wir planen, mit der internationalen Werbung weiter zu machen und weltweit an so vielen Tattoo Conventions teilzunehmen wie möglich. Ich versuche obendrein mein DVD Projekt fertig zu stellen und es endlich auf den Markt zu bringen. Es ist eine Doppel-DVD. Auf der ersten erkläre ich meinen Arbeitsablauf und wie ich arbeite (A-Z) von der Daten-Organisation über den Aufbau von Kompositionen, die Benutzung digitaler Medien und natürlich das große Ding, die Killer Silver™ „The se7en Deadly Shades“ und wie man seine Vorzüge verstehen lernt. Ich erkläre auch, wie man sein Wissen über andere Medien (zeichnen, malen) auf Haut übertragen kann. Die zweite DVD ist eine Tattoo-Session, bei der gezeigt wird, wie all dieses Wissen in die Arbeit einfließt und wie man es effektiv zu seinem Vorteil benutzen kann.
Ich persönlich werde in 2016 Seminare leiten, wie z.b. auf dem Venetian Tattoo Gathering im April in Venedig und auf dem Paradise Tattoo Gatherin in Jiminy Peak im Oktober. Vielen Dank Gabe, Alex de Pase und TattooNow.tv für diese Gelegenheit.
Zusätzlich werden wir damit fortfahren, mehr Produkte zu entwickeln die sowohl den Tattoo-Künstlern als auch den Kunden nützlich sein werden. Wartet einfach ab – liked uns auf Facebook und folgt uns auf Instagram, Twitter und Pinterest.

Caesar
Email: caesar@caesartattoo.com
Website : www.caesartattoo.com
172 Ave B, #1B
New York,NY, 10009
Tel : 646.454.9977

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