Zurück zur Tattoo-Lexikon-Übersicht
Das Triangle Museum ist die wohl weltweit größte Ausstellung von Tätowiergeräten. Die älteste Tätowiermaschine , die hier ausgestellt wird, ist eine original Thomas Edison Electric Autograph, pat. 1876, die 1923 von Mr. Samuel Creider in Chicago zur Tätowiermaschine umgebaut wurde.
In der Tattoo Zeitung Tattoo Spirit Ausgabe 27 wurde ab Seite 26 nachstehender Bericht mit vielen Bildern veröffentlicht:
Erneut war Tätowierer Herry Nentwig aus dem Tattoo Center Koblenz, für uns auf Reisen. Dieses Mal verschlug es ihn ins sonnige Kalifornien, wo er im Triangle Tattoo Museum einige der ältesten Tattoo-Maschinen entdeckte. In der vergangenen Ausgabe berichtete uns Herry von seinem Besuch bei Lyle-Tuttle, einem der bedeutendsten Pioniere der Tattoo-Szene. Für diese Ausgabe zog es Tätowierer Herry nach Fort Bragg, Kalifornien.
Auf dem Weg zum Triangle-Museum
Für Sonntag Mittag machte Lyle Tuttle einen Termin bei Madame Chinchilla für mich aus. Lyles Tochter Suzanne sollte mich dabei begleiten, weil er leider anderweitig beschäftigt war. Nach einer weiteren kalten Nacht in dem sonst warmen Kalifornien machte ich mich also mit Suzanne auf den Weg von Ukiah nach Fort Bragg. Wir fuhren den direkten Weg nach Mendocino. Es waren kleine Nebenstraßen, die für einen Nichtortskundigen nicht zu empfehlen sind. Suzanne erzählte mir, dass es hier öfters vorkommt, dass Leute mit ihrem Pkw verschwinden und nach Jahren bei Waldarbeiten als Skelett in ihrem Wagen wiedergefunden werden, weil sie von der Straße abkamen. Na ja, ich war also froh, dass sie mitfuhr. Auf dem Weg machten wir noch einen kurzen Stopp in den Montgomery Woods. Hierbei handelt es sich um eine der wenigen Redwoodbestände in Nord-Kalifornien und Suzannes Lieblingsplatz. Als Deutscher war ich auch in der Lage, aus dem Pkw aus-zusteigen und den Fußweg mit Suzanne zu nehmen. Das kommt in Amerika selten vor. So war sie froh, endlich einen Begleiter zu haben. An den riesigen Bäumen hingen riesige Eiszapfen, die anfingen zu tauen als die Sonne raus kam. Wurde dann auch Zeit, hier zu verschwinden, weil sie alle runterkammen, was nicht ganz ungefährlich war.
So fuhren wir ca. 1 Stunde weiter zur Küste über Mendocino nach Fort Bragg. Fort Bragg ist eine kleine alte Küstenstadt mit kleinen älteren Holzhäusern. Ausnahmsweise schien hier mal die Sonne, statt des ewigen Nebels, der für diese Küstenregion typisch ist.
Im Triangle Museum in Fort Bragg
Mr. G und Madame Chincilla sowie Lilia Ornilas, die Sekretärin, erwarteten uns bereits. Als wir ankamen, war der Laden schon brechend voll. Die meisten Amerikaner haben leider nur sonntags frei.
Die beiden fingen 1986 mit tätowieren an und eröffneten bereits 1 Jahr später ihren ersten Laden in Fort Bragg/Kalifornien. Lyle Tuttle und C.W. Eldrige hatten am Anfang großen Einfluß und waren dabei ihre Vorbilder. Sie zeigten ihnen, wie wichtig die Geschichte der Tätowierung ist. 1990 zogen Mr. G und Madame Chincilla in einen größeren Shop, in einem alten Haus, wo sie sich besser mit der Tätowiergeschichte entfalten konnten. Von Anfang an war es nicht ihr Ziel, die größte oder teuerste Sammlung von historischen Tätowiergeräten und Zubehör zu haben, sondern der Hintergedanke des Museums war es, für alle Altersgruppen sieben Tage die Woche für das Publikum präsent zu sein. Mr. G und Madame Chincilla finden es wichtig, die faszinierende Tätowiergeschichte mit jedem zu teilen und dass jeder hier seinen Besuch genießen kann. Die älteste Maschine, die hier ausgestellt wird, ist eine original Thomas Edison Electric Autograph, pat. 1876, die 1923 von Mr. Samuel Creider in Chicago zur Tätowiermaschine umgebaut wurde. Eine weitere alte Maschine ist eine elektrische Einspulenmaschine von einem Zahnarzt, mit Datum 1875, wurde aber nie zum Tätowieren benutzt.
Man findet hier neben anderen auch 25 sehr seltene Maschinen ausgestellt, darunter auch Gas- sowie Druckluft angetriebene Unikate, aber auch viele für seriöse Sammler weniger interessante Maschinen. Viele schöne Vorlagen von verschiedenen Epochen und Erdteilen sowie Poster und Fotos von Circus Sideshows schmücken die Wände. Mr. G baut auch eigene limitierte Rahmen für Tätowiermaschinen, die er über seine Homepage vertreibt. Madame Chinchilla verlegt nebenher auch eigene Bücher, die Tätowiergeschichte wiederspiegeln. Es lohnt sich auf jeden Fall vorbeizukommen.
Mr. G & Chinchilla
356-B North Main Street, Fort Bragg, Califonrnia 95437, U.S.A.
www.triangletattoo.com
Herry Nentwig, Tattoo-Center-Koblenz, Triererstr. 38
56072 Koblenz, Tel.: 0261/210530, Fax: 0261/210893
h.nentwig@imail.de
Mehr – zu Lyle-Tuttle findet man einen großen Bericht unter Lyle-Tuttle .
In der Tattoo Illu Tattoo-Spirit Ausgabe 26 ab Seite 36 wurde folgender Bericht mit vielen Bildern veröffentlicht:
Herry Netwig über: Lyle Tuttles Tattoo-Collection.
Der amerikanische Tätowierer ist nicht nur einer der letzten, sondern zugleich auch einer der bedeutendsten
Tattoo-Pioniere der Szene. In der kleinen Stadt Ukiah hat Lyle eine Tattoo-Sammlung der ganz besonderen Art.
Etwa 4 Autostunden von San Francisco, Kalifornien (USA) entfernt, Richtung Norden über den Highway 101, liegt eine typisch amerikanische Kleinstadt Namens Ukiah. Hier lebt Lyle Tuttle im Alter von 78 Jahren, zusammen mit seiner 50-jährigen Tochter Suzanne in seinem Elternhaus, wo er als Kind aufgewachsen ist. Seine Mutter verstarb 1986 und sein Vater bereits 3 Jahre später 1989 . Das Haus ist seit nun 60 Jahren im Familienbesitz, für amerikanische Verhältnisse eine lange Zeit. Die Leidenschaft seines Vaters war Brücken und Häuser zu bauen. Es stehen auch noch einige von ihm gebaute Gebäude in Ukiah.
Die Stadt liegt einsam direkt im Anfang der Redwood Wälder, die höchsten Bäume weltweit. Auf der Suche nach meinem Hotel nach einer 22-stündigen Reise, wurde ich zur Begrüßung vom Stadtsheriff angehalten, weil ich zu langsam fuhr. Nach einer amerikanischen Alkoholkontrolle konnte ich dem freundlichen Sheriff erklären, dass ich übermüdet nach dem langem Tripp nur noch mein Hotel finden wollte und ein Abendessen. Der Winter war in diesem Jahr in ganz Kalifornien extrem kalt, so dass hier die gesamte Orangenernte erfroren war.
Nachdem ich eine selbst für Nordkalifornien im Januar viel zu kalte Nacht mit Minusgraden ohne vernünftige Heizung im Hotel überstanden hatte, fuhr ich nach dem aufwärmenden Frühstück weiter zu meinem langjährigen Freund Lyle Tuttle, der mich bereits erwartete. Lyle Tuttle ist ein Urgestein der amerikanischen Tätowiergeschichte und kaum daraus wegzudenken. Seine erste Tätowierung erhielt er im Jahr 1946. Bereits 1949 begann er seinen Start als professioneller Tätowierer in San Francisco, zusammen mit C.J. „Pop“ Eddy.
Seinen ersten eigenen Laden in North Beach (San Francisco) eröffnete er viel später: erst im Jahre 1960. Wen wundert es, dass seine Tochter Suzanne bereits im Alter von 10 Jahren ihre erste Tätowierung mit einer extra für sie von ihrem Vater gefertigten kleinen und leichten Tätowiermaschine stach.
Stolz trägt Lyle Tuttle sein Familienwappen auf der Brust, tätowiert mit seinem Lebensmotto: „Chicken today, Feather tomorrow“. Lyle Tuttle wurde in den 70er Jahren zur Flower Power Zeit weltberühmt, in der er Stars wie Janis Joplin und andere tätowierte. So kam er als erster Tätowierer auf das Titelbild des Rolling Stones Magazines. Von 1971 bis 1976 betrieb er einen zweiten Laden in Los Angeles, den er dann an Cliff Raven verkaufte.
Neben dem Tätowieren selbst, sammelte er von Anfang an alles, was mit dem Tätowieren zu tun hatte. Dadurch entstand in seinem Laden in San Francisco eines der ersten Tätowiermuseen, in dem er verschiedene Exponate öffentlich ausstellte. Seine Leidenschaft galt auch der Herstellung von Tätowiermaschinen und Schmuck, die er in den 80er Jahren selbst vertrieb. Seine Tätowiermaschine »The Frisco Flyer« ist heute ein sehr begehrtes Sammlerstück geworden, das kaum noch unter 1.000,- $ unter Liebhabern gehandelt wird.
Nachdem 1989 sein Tattoo-Shop durch das große Erdbeben in San Francisco zerstört wurde, zog er mit seinem Laden ein paar Häuser weiter. Bis 1995 tätowierte Lyle Tuttle hier weiter. Heute tätowiert er nur noch auf Tattoo-Conventions auf Anfrage sein Autogramm. Eins am Tag, und das kostenlos. Er sagt: »Die Tattoo-Scene war immer gut zu mir und das kann ich zurückgeben.« 2001 verkaufte er seinen Laden endgültig an Tatjana aus Hannover, die den Shop weiterhin betreibt. Seine Museumssammlung nahm er mit nach Ukiah und vermachte sie einer Stiftung, in der er als Verwalter eingesetzt ist. Neben über 800 elektrischen Tätowiermaschinen aus allen Epochen von 1897 bis heute, darunter Maschinen von Jonsey, Wagner, Ziess (um nur einige zu nennen), findet man hier antike Tätowiervorlagen und sehr viele alte Fotos von namhaften Tätowierern und Tätowierten. Seine Leidenschaft sind Tattoo-Business-Cards aus den 70er Jahren und älter. Aus Deutschland hat er, außer Sammy (Horst Steckenbach), Herbert Hoffmann und Hängo Monien, keine Exponate in seiner Sammlung. Lyle würde sich über weitere solcher Karten bestimmt freuen und die deutsche Tätowiergeschichte würde etwas ausführlicher in den USA repräsentiert. Wer alte Visitenkarten übrig hat, kann sie gerne direkt an Lyle Tuttle oder auch an mich schicken. Ich werde sie dann weiterleiten.
Zur Zeit gibt Lyle noch zwei verschiedene Seminare auf Tattoo-Conventions weltweit. Ein Seminar beinhaltet den „täglichen Betrieb der Tätowiermaschine mit Pflege, Reparatur und Tuning“, das andere Seminar beschäftigt sich mit der „Freude, seine eigene Tätowiermaschine zu bauen von A bis Z“. Bei Interesse an diesen Seminaren kann man sich an die UETA e.V.(www.ueta.org) wenden, die evtl. im nächsten Jahr diese Seminare in Deutschland abhalten wird. Neben den Seminaren fertigt Lyle immer noch Schmuck, z.B. auch einen Totenkopf als Netzgerät, in seiner Werkstatt für seine Freunde an. Sowie auch ein Armband mit 13 Totenköpfen: „Mine reminds me daily that life is short and today is to be enjoyed“. L.T.
Das letzte Schmuckstück war ein Blumen- Armband für Jodie Foster, mit dem sie auf dem Titelbild eines amerikanischen Magazins abgebildet wurde. Ebenso ungewöhnlich sind auch seine Visitenkarten. Mit einer Münzpräge stanzt er jährlich neue Designs seiner Adresse auf ein 1 Cent Stück. «
Lyle Tuttles Internetseiten findet ihr unter der Adresse: www.tattoos.com
Herry Nentwig, 1.Vorsitzender U.E.T.A. eV. Tattoo Center Koblenz, Triererstr. 38
56072 Koblenz, Tel.: 0261-210 530, ax: 0261-210 893
www.tattoocenter.eu oder unter ww.ueta.org
Mehr – zu Lyle-Tuttle und dem Triangle-Museum in Kalifonien findet man einen großen Bericht unter Triangle-Museum .