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Hall of fame – Tattoo-Theo – Horiyoshi-III – Christian-Warlich usw.
Die Spirit Hall-of-Fame – ein ganz besonderer Ort für ganz besondere Persönlichkeiten. Für Menschen, die unter uns weilen oder schon längst verstorben sind, aber deren Namen man in der Tattoo-Szene nie vergisst. Warum nicht? Weil sie sich mit ihrer Arbeit und ihrem Leben in ganz besonderer Weise für den Fortbestand und vor allem für die Entwicklung der Tätowierungen eingesetzt haben.
INHALT:
1. Tattoo-Spirit 32: Tattoo-Theo
1a. Tattoo Theo beobachtete den König der Tätowierer bei der Arbeit.
1b. Gemeinsam mit Tattoo-Theo durch das nächtliche Magdeburg
2. Tattoo-Spirit 36: Horiyoshi-III
2a. Ein Grossmeister, der im Tebori-Stil und im westlichen Stil tätowiert.
2b. Er war einer der ersten Japaner, der dem Westen Einblick in seine Kunst gab.
3. Tattoo-Spirit 30: Christian-Warlich
3a. Er war der erste deutsche Berufs-Tätowierer überhaupt!
3b. Prinzen und andere Prominente gehörten zu seinen Kunden.
4. Tattoo-Spirit 35: Herbert-Hoffmann
4a. Sein allererstes Tattoo war das Seefahrermotiv Glaube, Liebe, Hoffnung
4b. Herbert Hoffmann tätowierte schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Menschen.
Im Vorlagen-Magazin Tattoo-Spirit , Ausgabe 32: Tattoo-Theo, in Ausgabe 36: Horiyoshi III
1. Tattoo-Spirit Ausgabe 32: Tattoo-Theo
Im Tattoo-Spirit , Ausgabe 32, wurde eine Persönlichkeit geehrt und in die Hall-of-Fame aufgenommen, die sich wie kaum eine andere in Deutschland für die Tattoo-Szene eingesetzt hat und ein Teil von ihr war. Die Rede ist von Tattoo Theo . Bereits vor seiner Schulzeit ging Theo nicht etwa wie andere Kinder auf den Spielplatz, sondern viel lieber in die Tattookneipe von Christian-Warlich .
1a. Tattoo Theo beobachtete den König der Tätowierer bei der Arbeit.
Dort beobachtete er, wie sich viele Seeleute vom alten König der Tätowierer verschönern ließen. Es dauerte nicht lange, bis Theos Leidenschaft für die Hautkunst entfacht war. Im zarten Alter von 13 Jahren stach er sich kurz vor Kriegsende selbst sein erstes Tattoo: mit einer Nähnadel, Ofenruss und diversen anderen Inhaltsstoffen als Farbe. Von seinem großen Vorbild Warlich bekam Theo hierfür eine ordentliche Standpauke. Drei Jahre später hatte Warlich ein Einsehen mit seinem Bewunderer Theo und stach ihm sein erstes richtiges Tattoo, ein Bild des Segelschiffes Gorch Fock , auf die Brust.
Von nun an sammelte Tattoo-Theo seine Tätowierungen wie andere Leute Briefmarken. Mehr als 200 Tattoo-Künstler der unterschiedlichsten Natonalitäten verewigten sich auf Theos Haut und machten ihn so schon nach kurzer Zeit zu einem wandelnden Gemälde. Jedes einzelne Motiv, und sei es auch noch so klein, verband Theo mit einer ganz besonderen persönlichen Geschichte und einem besonderen Abschnitt aus seinem bewegten Leben. Als Aushängeschild alter Tätowierkunst wurde Theo zu einem Markenzeichen von St. Pauli und für die Tattoo-Szene im allgemeinen. Kaum eine Zeitschrift oder ein TV-Sender, der nicht mindestens einmal über Theo, dem Tätowierten vom Kiez, berichtete. Jahrein jahraus reiste er zu den verschiedensten Tattoo-Conventions und erzählte jedem, der ihn danach fragte, von seinen aufregenden Geschichten.
1b. Gemeinsam mit Tattoo-Theo durch das nächtliche Magdeburg
Es war im Jahr 2000, als ich selbst, eher durch Zufall, die Gelegenheit erhielt, mich ausführlich mit Tattoo-Theo zu unterhalten. Ich war zusammen mit Redaktionskollege Arno auf der Tattoo-Convention Magdeburg. Am Samstagabend, kurz nach Ende des ersten Messetages, fragte ich den damaligen Veranstalter Peter-Siwak (Tattoo-Studio Magdeburg) nach dem Weg zum Convention-Hotel. Peter erzählte mir, dass er den Weg an diesem Tag schon mindestens hundert Mal erklärt hätte und ich ganz einfach Theo mitnehmen solle, da der ebenfalls zum gleichen Hotel müsse und den Weg kennen würde. Ich fragte Theo also und wir machten uns auf den Weg. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass Theo den Weg zum Hotel in Wirklichkeit gar nicht kannte, sondern davon ausging, dass Arno und ich den Weg schon finden würden. Zu dieser späten Stunde gab es auch nirgends sonst jemanden, den wir nach dem Weg hätten fragen können. Und so fuhren wir fast drei Stunden durch das nächtliche Magdeburg auf der Suche nach unserem Hotel, mit Theo auf dem Rücksitz, der fröhlich eine Tattoogeschichte nach der anderen zum Besten gab.
In dieser Nacht habe ich mehr über Tätowierungen gelernt, als ich es je für möglich gehalten hätte. Von Verantwortung, Ehre und von Freundschaft erzählte Theo und wie sehr seine Hautbilder sein Leben beeinflusst haben. Ich war mehr als beeindruckt und wusste, dass ich mich noch lange an diesen Abend in Magdeburg erinnern würde.
Tattoo-Theo verstarb am 14. Juli 2004 plötzlich und unerwartet. Unter großer Anteilnahme der Tattoo-Szene wurde Theo auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt, dort, wo auch sein großes Idol Christian-Warlich seine letzt Ruhe fand. Auch wenn Theo nicht mehr unter uns ist, haben wir ihn doch niemals wirklich vergessen.
In der Hall of Fame im Vorlagen-Magazin Tattoo-Spirit
2. Tattoo-Spirit Ausgabe 36: Horiyoshi-III
Horiyoshi-III gilt weltweit als der Spezialist für klassische japanische Tätowierungen. Dem 62-Jährigen wird dabei so viel Respekt entgegengebracht wie sonst kaum einem anderen Tattoo-Künstler. Das liegt daran, dass Horiyoshi-III sein Leben lang für das Tätowieren geworben hat und als einer der ersten japanischen Künstler einen intensiven Erfahrungs- und Wissensaustausch mit westlichen Tätowierern anstrebte und förderte.
2a. Ein Grossmeister, der im Tebori-Stil und im westlichen Stil tätowiert.
1985 begann er zum ersten Mal mit einer normalen elektrischen Tätowiermaschine zu arbeiten. Seitdem ist er einer der wenigen japanischen Großmeister, der sowohl im neuen westlichen, als auch im klassischen Tebori-Stil tätowiert. Es ist diese unverfälschte Ehrlichkeit, die Horiyoshi-III in den Augen vieler zu einem ganz besonderen Menschen macht. Zeit seines Lebens strebte er nach Perfektion, auch wenn er sie nicht immer erreichen konnte. Aber im Gegensatz zu anderen, gestand er sich stets seine Fehler ein.
Ein wahrer Meister kennt seine Fehler und versucht, sie zu korrigieren. Ich hörte von einem Schwertschmied, der im Sterben lag und seinem Lehrling befahl, alle Schwerter zu finden und zu zerstören, die er als junger Mann gefertigt hatte. Ich wünschte, ich könnte das Gleiche mit einigen meiner frühen Tätowierungen machen .
Für Horiyoshi-III ist jedes Lebewesen schön, doch den Menschen findet er selbst am allerschönsten.
Die Wesen und Tiere, die ich zeichne, werden erst auf Jemandes Haut lebendig. Ich zeichne nie, um dies irgendwann einmal als Kunst auszustellen, sondern vielmehr zum Spaß und um dem Kunden neue Designs zu zeigen. Erst auf dem Körper erwacht das Motiv zum Leben, atmet zusammen mit seinem Träger. Beide bleiben bis ans Lebensende zusammen. Tattoos sind eine schöne, aber ernsthafte Angelegenheit .
2b. Er war einer der ersten Japaner, der dem Westen Einblick in seine Kunst gab.
Als einer der ersten japanischen Tätowierer erlaubte Horiyoshi-III der westlichen Welt den Zugriff auf seine Kunst, sei es durch Bücher oder Fotopublikationen in unzähligen Tattoo-Magazinen.
Es ist irgendwie lustig, wie Schönheit versteckt wird. Wir Japaner platzieren die schönsten Designs und Motive auf die Innenseite unserer Kleidung. So kann man sie zwar ein wenig hervor blitzen sehen, aber niemand kann sie anstarren. Ähnlich ist es mit Tattoos. Viele wollen ihre Tattoos nicht jedem offenbaren. Für sie sind Tattoos etwas sehr Privates .
Heute gilt Horiyoshi III als berühmtester Vertreter der japanischen Tätowierkunst und genießt weltweit ein hohes Ansehen. Doch es waren auch seine Schüler, die dieses Ansehen vergrößerten und seine Popularität verbreiteten. Horiyoshi III bildete einige wenige junge Talente aus und reichte all sein Wissen an sie weiter. Einer davon ist der Deutsche Alex Reinke ( www.holyfoxtattoos.de ), der in Plettenberg sein Studio Holy Fox betreibt. Horiyoshi III ist ein außergewöhnlicher Tätowierer und Mensch, der den westlichen Ländern die japanische Tätowierkunst näher gebracht hat wie kein anderer. Dabei ist er aber seiner Kultur und seinen Traditionen immer treugeblieben.
Ryu, der Drache, ist sehr geheimnisvoll. Er existiert nicht, aber es fühlt sich an, als ob er existieren sollte!
Der Zuspruch, den japanische Tattoos in den vergangenen zehn Jahren erfahren haben, ist nicht zuletzt auch ein großer Verdienst von Horiyoshi III. Daher gebührt ihm allergrößter Respekt und ein Platz in unserer Hall of Fame .
In der Hall-of-Fame im Vorlagen-Magazin Tattoo-Spirit
3. Tattoo-Spirit Ausgabe 30: Christian-Warlich
Viele Tätowierer kamen und gingen. In den vergangenen Jahrzehnten tauchten Dutzende Tätowierer und Szene-Größen auf, deren Namen mit Sicherheit in diese Ruhmeshalle gehören. Doch es gibt nur einen Ersten nämlich Christian Warlich . Noch heute gilt Christian als der König und Gentleman unter den Tätowierern; mit seiner Art und seinem Fachwissen hat er etliche Generationen nach ihm tief geprägt.
3a. Er war der erste deutsche Berufs-Tätowierer überhaupt!
Christian Warlich war der erste berufliche Tätowierer Deutschlands. Darüber hinaus arbeitete er auch als Erster in Deutschland mit einer elektrischen Tätowiermaschine. 1890 geboren, fuhr das Hamburger Urgestein mehrere Jahre zur See, wo er die ersten und mitunter wichtigsten Schritte in seiner Tätowiererlaufbahn unternahm. Auf etlichen seiner Kameraden verewigte sich Christian in einem Stil, den wir heute Oldschool nennen. Klare Linien und minimalistische Darstellungen waren zur damaligen Zeit das Maß aller Dinge. Bereits 1919 eröffnete in der Kieler Straße auf St. Pauli eine kleinere Kneipe mit einem extra abgeteilten Bereich, dem sogenannten Atelier moderner Tätowierungen . Von den Kunden mitgebrachte Plakate und Bilder dienten Christian anfangs als Inspirationsquelle, doch schnell entwickelte er seine ganz eigenen Tattoo-Vorlagen und die Freunde dieser für Deutschland recht neuen Hautkunst kamen in Scharen in die Hansestadt. Vor allem aber waren es natürlich die vielen Seeleute, die sich bei Christian-Warlich die Türklinke in die Hand gaben und seinen Namen, zusammen mit seiner Hautkunst, hinaus in die Welt trugen.
Als Gentleman-Tätowierer galt er, weil Christian stets gut gekleidet, mit Anzug und Fliege, tätowierte. Er legte ohnehin immer großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres und so scheint es auch nicht verwunderlich, warum er nie Hände oder Gesichter der Kunden tätowierte. Egal wo auf dem Körper – Christian platzierte außergewöhnliche Tätowierungen, doch im Alltag sichtbare Stellen waren für ihn tabu. Dabei setzte er sich sein Leben lang für die Anerkennung der Tätowierungen als Kunst ein. Seine hervorragenden Kontakte in alle Welt, vor allem aber Amerika, verschafften Christian eine Zeit lang das Monopol auf den Erwerb und Weiterverkauf von elektrischen Tätowiermaschinen. Diese wurden dann meist an ihm wohlgesonnene Kollegen weitergereicht, aber auch an Klinik-Abteilungen, die das Überdecken von OP-Narben zum Ziel hatten. Christian-Warlich stand oft Ärzten mit Rat und Tat zur Seite.
3b. Prinzen und Prominente gehörten zu seinen Kunden.
Am 27. Febr. 1964 verstarb Christian Warlich plötzlich und unerwartet an einem Gehirntumor; in seinem Tattoo-Atelier, während der Arbeit, die er so sehr liebte.
In seiner über vier Jahrzehnte andauernden Berufslaufbahn tätowierte Christian mehr als 50.000 Kunden, darunter auch viele Prominente. Sogar die Prinzen Axel und Vigo aus dem dänischen Königshaus , zählten zu seinen zufriedenen Kunden. Heute gilt Christian-Warlich als der Urvater der deutschen Tätowierer, als Wegbereiter und Galionsfigur. Seine lebenslangen Bemühungen um die Tätowierkunst machen Christian zum würdigen ersten Mitglied unserer Hall-of-Fame .
Ein Großteil des Nachlasses von Christian-Warlich befindet sich im Besitz von Tätowierer und Tätowiermaschinenbauer Gunter und dessen Museum in Elmshorn. Infos hierzu unter: Blickfang Tattoo, Mühlenstrasse 37, 25335 Elmshorn, Tel: 04121-269090
4. Tattoo-Spirit Ausgabe 35: Herbert-Hoffmann
Bevor Herbert-Hoffman am 30. Juni 2010 in Appenzell verstarb galt er schon zu Lebzeiten als Legende, denn er war zu der Zeit der älteste Tätowierer der Welt – der auch immer noch tätowierte.
INHALT:
1. Er gründete in Hamburg auf St. Pauli die älteste Tattoo-Stube Deutschlands.
2. Herbert-Hoffmann wude zu Lebzeiten mit der Aufnahme in die Hall-of-Fame geehrt.
3. Sein allererstes Tattoo war das Seefahrermotiv Glaube, Liebe, Hoffnung
4. Herbert-Hoffmann tätowierte schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Menschen.
5. Herbert wird in die Hall-of-Fame des Tattoo-Spirit aufgenommen.
Mehr! Einen sehr ausführlichen Bericht o.g. Inhalt findet man unter Herbert-Hoffmann .