Kaum eine andere Künstlerin setzt Black & Grey Tattoos so spektakulär und eindrucksvoll um, wie Tätowiererin Mia aus Trier.
Wer früher für Black & Grey Tattoos über den großen Teich schauen mußte, um Tätowierer wie Carlos Torres oder Bob Tyrrell ins Visier zu nehmen, der hat es nun um ein Vielfaches leichter. Immer mehr deutsche Künstlerinnen und Künstler rücken in das Licht der internationalen Tattoo-Szene. Einen Namen machen sie sich dabei mit extrem außergewöhnlichen und hochwertigen Tätowierungen, so wie man sie, trotz stetig steigender Qualität, dann doch wieder nur relativ selten findet. Tätowiererin Mia aus dem idyllischen Trier ist eine solche Künstlerin. Auf den folgenden Seiten möchten wir sie ein wenig näher vorstellen.
Tattoo-Spirit: Seit wann tätowierst du professionell?
Mia: Ich habe mich Mitte 2000 selbstständig gemacht, in einem winzig-kleinen Laden im Westerwald, gerade Mal 36qm klein. Den Sommer über schien die Sonne immer direkt auf meine Fensterfront, so dass mein Laden wie ein Terrarium vor sich hin brutzelte. Und doch war es der tollste Laden, den ich mir vorstellen konnte. Es war meiner 🙂 2011 bin ich dann privat wie auch beruflich nach Trier umgezogen. Das war der Aufbruch in die große Stadt 😉
An Black & Grey begeistert mich die Beständigkeit und Berechenbarkeit
TS: Was fasziniert dich an Black & Grey am meisten?
Mia: An Black & Grey begeistert mich die Beständigkeit und Berechenbarkeit. Farbtattoos altern oft sehr unregelmäßig, einige Farben lassen in ihrer Kraft schneller nach als andere Farben und schon kann so ein Farbkonzept ohne beständige Konturen und sinnvolle Abgrenzungen, zusammenbrechen. Wenn ich „nur“ einen Farbton – Schwarz – einbringe, dann altert dieser im gleichen Maß an allen Stellen. Ich komme damit in meinem „realistischen Bereich“ besser zurecht. Damals habe ich in den wenigen Tattoozeitungen die es gab die Künstler bewundert, welche sich auf Naturbilder in Black &Grey spezialisiert hatten. Tom Renshaw war so einer. Doch ich hätte mir nie erträumen lassen selbst mal so eine Spezialisierung erfahren zu können und meine Projekte aus vielen Anfragen auswählen zu dürfen. Da empfinde ich große Dankbarkeit und Demut. Das ist ein Geschenk.
TS: Ein Kunde fragt nach, was so ein „Tätu“ kostet oder ob du ein Motiv nicht für die Hälfte oder für Lau stechen kannst. Du hast leider keine Stich- oder Schusswaffen griffbereit – was tust du?
Mia: Wenn ein Kunde nach einem „Tättu für lau“ fragt, willige ich ein und lasse beim Wolfsportrait einfach die Nase weg 😉
TS: In den vergangenen Jahren haben Realistik-Tattoos eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Ist dieser Qualitätszuwachs einzig dem neuen technischen Equipment geschuldet?
Mia: Die qualitative Entwicklung von Tätowierungen in den letzten Jahren ist beeindruckend. Woher das kommt? Es gibt mittlerweile Tätowiermaschinen, die kein technisches Knowhow verlangen, Seminare, Lehrvideos und Tätowierausrüstung sind mit einem Klick im Internet zu bestellen. Das macht es natürlich einfach, überhaupt in diesen Beruf zu finden. Wenn dann noch Talent, Unterstützung von einem Mentor und künstlerisches Grundwissen hinzukommt, dann ist eine rasche Entwicklung in jeder Stilrichtung des Tätowierens möglich. Das Tätowierbusiness unterliegt seit ein paar Jahren einer enormen Vermarktung (und leider auch Verwurstung). Ob das jetzt gut für das Tätowieren ist bleibt kritisch zu sehen. Ich freue mich über jedes Tattoo von einem tollen Künstler. Doch ich ärgere mich über jeden Teenager der zu mir in den Laden kommt und mich fragt ob er mal eben bei mir das Tätowieren lernen könnte, denn das sei cool! Nur ein paar Stunden arbeiten am Tag, unglaublich viel Kohle, lauter fetzige Leute, und auf Facebook macht es sich auch ganz großartig wenn man dort „Tätowierer“ in den Status schreiben darf. Da brauche ich schon all meine Gelassenheit um diese Gespräche gut zu überstehen. Denn dann wird über das Tätowieren geredet als wäre es eine hippe App fürs Handy, der Starauftritt in der nächsten Tattooartistcastingshow, der Womanizereffekt zum Abschleppen der Groupies.
Für mich ist das mehr. „Mein Tätowieren“, das ist meine Geschichte! Meine Vergangenheit, mein Streben, mein Lernen, mein Verzweifeln, mein Hoffen. Ich habe hart gekämpft um jetzt hier in meinem Studio sitzen zu dürfen, reich beschenkt mit den vielen Kunden die mir ihre Haut anvertrauen.
Ich BIN NICHT mal eben Tätowiererin geworden weil es hipp oder locker war.
Und es macht mich verrückt, wenn Menschen genau dieses Tätowieren so falsch einschätzen, wenn sie glauben sie würden das einfach geschenkt bekommen, weil die Tattoowelt auf sie gewartet hätte.
Da kann ich nur sagen: „Die Tattoowelt wartet nicht auf Dich, die braucht Dich nicht. Vielmehr solltest Du Dir überlegen, wie sehr Du das Tätowieren brauchst.“
TS: Auf welche Wartezeiten muss man sich für einen Terminwunsch bei dir einstellen? Was hat es mit den Terminvergabe-Tagen bei dir auf sich?
Mia: Meine Termine vergebe ich 2 mal im Jahr. Das nächste Mal am 19.12.2016. Dann werden die Termine für Januar bis Juni 2017 vergeben. Ich wähle dann unter allen Anmeldungen, die per Mail eintrudeln meine Projekte aus. Somit ist die Wartezeit für meine Kunden nicht so lang, maximal 6 Monate, wenn ich ihr Projekt am Anmeldetag auswählen sollte. Doch leider kann ich nicht alle Projekte annehmen, denn es kommen mehr Anfragen an, als ich in einem halben Jahr unterbringen kann.
TS: Welche Motive magst du besonders, welche lehnst du ab?
Mia: Meine Projekte sind durchgehend positiv. Ich mag nichts Gruseliges tätowieren, nichts Morbides, das ist zu aufregend für mich. Für die gruseligen Sachen habe ich meinen Mitarbeiter Marc, der macht das vorzüglich. Ich beschränke mich auf die positiven und kuscheligen Tattoos, Tiere, Landschaften, das ist MEINS 🙂 Alles was lieb und nett ist.
TS: Andere Stilrichtungen werden oft von Trends beeinflußt. Wie sieht es aus mit Black & Grey? Siehst du hier Tendenzen zu gewissen Motiven oder bestimmten Elementen?
Mia: Ein Trend ist in Black & Grey ebenso immer wieder zu beobachten, wie auch in anderen Stilrichtungen. Ich bekomme davon nicht sehr viel mit durch meine gezielte Projektauswahl an meinen Anmeldetagen. Grundsätzlich gibt es Klassiker die im Black & Grey vermutlich immer zu finden sein werden. Rosen, religiöse Tattoos oder das Portrait des eigenen Juniors, das gibt es schon lange und das wird auch in vielen Jahren noch gefragt werden.
TS: Welches Equipment benutzt du am liebsten?
Mia: Mein Lieblingsequipment ist die 7er Magnum 🙂
Damit geht fast alles. Die Nadel kenne ich in- und auswendig.
TS: Die Frage nach der Haltbarkeit hyperrealistischer Tattoos wird ja hin und wieder kontrovers diskutiert. Und die Beständigkeit eines Tattoos hängt ja auch immer von dem Willen oder Unwillen des Kunden zur richtigen Pflege (Sonnenschutz, etc) ab. Wie ist deine Meinung hierzu und was erklärst du deinen Kunden zum Thema Haltbarkeit eines Black & Grey Tattoos?
Mia: Die Haltbarkeit von einem realistischen Tattoo ist von schier unzähligen Faktoren abhängig. Ich rate meinen Kunden die Tattoos dauerhaft vor Sonne zu schützen, am besten mit einem Sonnenblocker. Irgendwie sind es ja „meine Tattoos“ auf die die Kunden dann aufpassen sollen. Da erkläre ich dann schon eindrucksvoll, welche Mitverantwortung die Kunden dann haben. 😉
TS: Ist die Eigenverantwortung eines Kunden, bezüglich der Tattoo-Pflege bei einem Black & Grey Tattoo deiner Meinung nach höher, als zum Beispiel bei einem Tribal?
Mia: Ein Tribal verzeiht sicherlich mehr als ein feindetailliertes Bild. Da ist schon eine hohe Achtsamkeit des Kunden erfolderlich, um die Tätowierung möglichst lange fein zu erhalten. Zusätzlich ziehe ich meinen Kunden allerdings auch den Zahn, dass ihr Tattoo noch frisch wie am ersten Tag aussieht, wenn sie neunzigjährig und faltig sind. Das Tattoo altert mit! Sichtlich! Und da hat das Tattoo auch ein Recht zu 🙂
Wer das perfekte Bild für die Ewigkeit sucht, soll sich lieber einen Kunstdruck an die Wand hängen.
TS: Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften eines Black & Grey Tattoos?
Mia: Die wichtigstens Eigenschaften eines Black & Grey Tattoos sind meiner Meinung nach das Potenzial zur Beständigkeit, Flächen, die farblich von schwarz bis hellhellhellschattiert reichen, detailreichen und detailarmen Bereichen. Das Bild sollte ausgeglichen wirken und von 1m Entfernung eindeutig zu erkennen sein.
TS: Du bist hin und wieder als Gast oder auf Messen unterwegs. Gibt es schon Termine oder Pläne für solche Reisen in den kommenden Monaten?
Mia: In den letzten Jahren habe ich mich aus privaten Gründen von Conventions zurückgezogen, doch ab nächstem Jahr werde ich wieder vermehrt vertreten sein. Die genaue Planung findet dann Ende diesen Jahres statt. Termine zu Conventions oder Gastauftritten gebe ich auf meiner HP mia-tattoo.de bekannt.
Mia Silke Knopp
Mia Lifestyle GmbH
Jakobsspitälchen 3
54290 Trier
Tel.: +49 (651) 99467080