Lyle Tuttle ist am 25.03. völlig unerwartet verstorben. Der große Tattoo-Pionier wurde 87 Jahre alt. Bekannt wurde der in San Francisco lebende Tätowierer vor allem in den 70er Jahren und mit seinen Tattoos auf Musikgrößen wie Janis Joplin, Cher und den Rolling Stones. Tuttle prägte den Satz „Tätowierer müssen mit ihren Fehlern leben, Ärzte begraben sie“
Seinen ersten eigenen Laden in North Beach (San Francisco) eröffnete er viel später: erst im Jahre 1960. Wen wundert es, dass seine Tochter Suzanne bereits im Alter von 10 Jahren ihre erste Tätowierung mit einer extra für sie von ihrem Vater gefertigten kleinen und leichten Tätowiermaschine stach. Stolz trug Lyle Tuttle sein Familienwappen auf der Brust, tätowiert mit seinem Lebensmotto: „Chicken today, Feather tomorrow“. Lyle Tuttle wurde in den 70er Jahren zur Flower Power Zeit weltberühmt, in der er Stars wie Janis Joplin und andere tätowierte. So kam er als erster Tätowierer auf das Titelbild des Rolling Stones Magazines. Von 1971 bis 1976 betrieb er einen zweiten Laden in Los Angeles, den er dann an Cliff Raven verkaufte.
In San Francisco entstand eins der ersten Tätowier-Museen. Neben dem Tätowieren selbst, sammelte er von Anfang an alles, was mit dem Tätowieren zu tun hatte. Dadurch entstand in seinem Laden in San Francisco eines der ersten Tätowiermuseen, in dem er verschiedene Exponate öffentlich ausstellte. Seine Leidenschaft galt auch der Herstellung von Tätowiermaschinen und Schmuck, die er in den 80er Jahren selbst vertrieb. Seine Tätowiermaschine »The Frisco Flyer« ist heute ein sehr begehrtes Sammlerstück geworden, das kaum noch unter 1.000,- $ unter Liebhabern gehandelt wird.
Nachdem 1989 sein Tattoo-Shop durch das große Erdbeben in San Francisco zerstört wurde, zog er mit seinem Laden ein paar Häuser weiter. Bis 1995 tätowierte Lyle Tuttle hier weiter. Bis zum Schluss tätowierte er nur noch auf der einen oder anderen Tattoo Convention auf Anfrage sein Autogramm. Eins am Tag, und das kostenlos. Er sagte: »Die Tattoo-Scene war immer gut zu mir und das kann ich zurückgeben.« 2001 verkaufte er seinen Laden endgültig an Tatjana aus Hannover, die den Shop weiterhin betreibt. Seine Museumssammlung nahm er mit nach Ukiah und vermachte sie einer Stiftung, in der er als Verwalter eingesetzt war. Neben über 800 elektrischen Tätowiermaschinen aus allen Epochen von 1897 bis heute, darunter Maschinen von Jonsey, Wagner, Ziess (um nur einige zu nennen), findet man hier antike Tätowiervorlagen und sehr viele alte Fotos von namhaften Tätowierern und Tätowierten.
Am 25.03.2019 hat jetzt das große Herz eines der wertvollsten Tattoo-Pioniere aufgehört zu schlagen. Die Tattoo-Szene trauert um einen ganz großen Mann – Ruhe in Frieden Lyle.