Biomechanik – was ist das eigentlich? Rein wissenschaftlich betrachtet, ist die Biomechanik die Lehre von der biologischen Fortbewegung. Sie untersucht also die Vorgänge innerhalb organischer Bewegungsapparate. In der Sciencefiction-Literatur bedeutet Biomechanik die Verbindung zwischen Mensch und Maschine.
Wie genau funktionieren Muskeln, wie bewegen sie sich und den Körper unter der Haut im Zusammenspiel mit dem Skelett, also den Gelenken, den stützenden Knochen usw.? In der SF-Literatur (und diversen anderen Bereichen) versteht man darunter aber auch die Verbindung zwischen Mensch und Maschine, also den Einsatz künstlicher (meist mechanischer) Ersatz- oder Ergänzungsteile am oder im menschlichen Körper. Bei der Tätowierung schließlich spricht man von Biomechanik, wenn das Tattoo-Motiv zeigt, was generell unter der Haut vor sich geht. Das kann zwar auch die Darstellung von Muskelapparaten sein, aber wesentlich häufiger ist es die Verbindung des Menschen mit etwas anderem: Oft wächst scheinbar etwas Fremdes unter der Haut oder bricht daraus hervor. Die Strukturen sind mal metallisch, mal Giger-artig organisch , mal sieht man ganze Gestalten oder komplette Maschinen. All dies ist für den Tätowierer biomechanisch, wenn auch meist gerade die Verbindung zwischen Mensch und Maschine im Vordergrund der Biomechanik steht.
Hinter der perfektionistischen Biomechanik – der Vereinigung von Mensch und Maschine zwecks Aufgabenoptimierung – steckt der Gedanke, dass keine von beiden Seiten perfekt ist und die eine ohne die andere nicht existieren kann. Wann immer das Thema von Maschinen, die sich gegen ihren Schöpfer, den Menschen, erheben, angesprochen wird, finden sich unweigerlich auch Elemente, die verdeutlichen, dass die Maschinen ohne die Menschen eigentlich aufgeschmissen wären bzw. andersherum. In „Terminator 2“ wird John Connor von einem Terminator beschützt, in „Matrix“ lebt das Maschinenimperium von der Energie, die menschliche Körper erzeugen.
In der Science Fiction wird auch gerne die Frage nach der Menschlichkeit von Maschinen aufgeworfen, schön zu sehen in der Asimov-Verfilmung „Der 200-Jahre-Mann“ oder in „Wem gehört Data“ (Star Trek-TNG): Inwiefern haben Maschinen, deren Programmierung die Entwicklung von Gefühlen zulässt, Rechte? Oft wird auch thematisiert, ob wir Menschen nicht letztlich auch komplexe Maschinen sind, wenn auch von der Natur (oder Gott?) entworfen und aus organischem Material konstruiert.
In der hochklassigen Neuauflage des Genre-Klassikers „Battlestar Galactica“ wird dieses Thema im Gegensatz zum Original aus den späten Siebzigern perfekt thematisiert: Die Zylonen, von Menschen entwickelte Maschinenwesen, treten in Personalunion als Kinder und fleischgewordenes schlechtes Gewissen der Menschheit auf, das den Misstrauensantrag gestellt hat und nun Jüngstes Gericht spielt. Während der verzweifelte Überlebenskampf der letzten Menschen tobt, gerät die Frage aller Fragen – was macht uns Menschen menschlich (bzw. menschlicher als die Zylonen)? – immer mehr in den Mittelpunkt und wird z.T. sehr philosophisch ausdiskutiert.
Für Fans des Themas Maschinenwesen und Biomechanik ist die Serie ein absolutes Muss! Um noch mehr über das Thema Biomechanik zu erfahren, lohnt sich immer der Gang in eine Bibliothek: Hier findet man nicht nur die Romane und Kurzgeschichten solcher SF-Größen wie Isaac Asimov oder Phillip K. Dick, die sich mit dem Widerspruch zwischen der Vermenschlichung von Maschinen und der mechanisch anmutenden Gefühlskälte des Menschen befassten, sondern natürlich auch die Werke solcher Biomechaniker wie Giger und Beksinski.